2015-01-08 11:33:00

Frankreich: „Hass darf nicht die Oberhand gewinnen“


Frankreichs Bischöfe sind entsetzt und traurig, mit welcher Brutalität die Opfer des Anschlags auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ am Mittwoch getötet wurden. Dreizehn Menschen starben bei der Bluttat, doch weitere angeschossene Menschen kämpfen um ihr Leben. Die Bischöfe des Landes gedenken der Opfer und beten für die Schwerverletzen, so der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau-Dumas, im Gespräch mit Radio Vatikan.

In einer Medienmitteilung vom Mittwochabend schreiben die französischen Bischöfe, dass die Bosheit der Attentäter alle Franzosen gleichermaßen getroffen habe. Die Gesellschaft Frankreichs sei ein Zusammenschluss „verschiedener Menschengruppen“, doch alle seien dadurch vereint, dass sie gemeinsam für Frieden und Geschwisterlichkeit einstünden. Bischofssprecher Ribadeau-Dumas fügt an:

„Zwei Punkte liegen mir am Herzen: erstens darf jetzt nicht der Hass die Oberhand gewinnen. Wir Katholiken in Frankreich müssen alles daran setzen, dass der Friede in unserer Gesellschaft gewahrt bleibt. Der zweite Punkt ist der Dialog: zufälligerweise ist eine Delegation französischer Imame in Rom und hat auch den Papst besucht. Solche Initiativen sind heute mehr denn je notwendig. Denn solche Anschläge geschehen in einem Kontext, in der man sich nicht kennt oder missversteht.“

Auch bei den Muslimen in Frankreich sitzt der Schock tief. Der Rektor der Großen Moschee in Paris, Dalil Boubakeur, hofft, dass die Bluttat der islamistischen Terroristen keine neue Welle von Islamophobie in Frankreich hervorrufen wird.

„Auch für uns Muslime war diese Nachricht ein Schock. Wir schließen uns allen an, die diese schreckliche und brutale Tat verurteilen. Wir sprechen uns aber auch dagegen aus, dieses Attentat im Zusammenhang mit dem Islam zu stellen. Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Wir verurteilen die Tötung, wir verurteilen die Zerstörung des Lebens.“

Trauer aber auch Angst hingegen haben viele französische Bürger, so Samuel Lieven. Der Franzose ist Journalist bei der katholischen Zeitung „La Croix“.

„Charlie Hebdo war eine Zeitschrift, die schon mehrmals Mohamed-Karikaturen veröffentlicht hatte. Es war zwar vorhersehbar, dass dies zu Reaktionen führen würde, aber dass es so weit kommen konnte, war unvorhersehbar. Noch nie war Frankreich so brutal durch terroristische Attacken angegriffen worden. Deshalb sind so viele Franzosen jetzt beängstigt.“

Frankreichs Präsident Francois Hollande hatte noch vor den Anschlägen verkündet, dass mehrere terroristische Angriffe durch die Sicherheitsmaßnahmen vereitelt wurden. Diese Meldungen klingen im Nachhinein fragwürdig. Journalist Lieven:

„Die öffentliche Meinung weiß über die Sicherheitslage und Präventionsmaßnahmen wenig. Viele Franzosen befürchteten, dass es terroristische Akte in Frankreich geben könnte, nachdem unsere Armee im Nahen Osten und in Afrika eingesetzt wurde. Aber das Ganze schürt jetzt nur weitere Ängste. Ein Kollege – er heißt Serge Moati – sagte, dass wir keine Angst vor der islamistischen Ideologie haben müssten und sie stattdessen bekämpfen sollten. Gemeinsam müssen wir gegen diese Ideologie vorgehen, die nicht eine Religion oder Religionsgemeinschaft repräsentiert sondern nur sich selbst.“

 

(rv 08.01.2014 mg)








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