2015-01-07 13:41:00

Holocaustüberlebende ehren den Menschen Papst Franziskus


Papst Franziskus ist an diesem Mittwoch Überlebenden des KZ Auschwitz begegnet. Am Rand der Generalaudienz empfing er sechs hochbetagte Menschen, die den Terror der nationalsozialistischen Vernichtung überstanden hatten. Die Befreiung des KZ Auschwitz jährt sich am 27. Januar zum 70. Mal, woran bei der Audienz in den Grußworten auf Polnisch erinnert wurde.

Felix Kolmer gehört zu den sechs Überlebenden, die den Papst heute trafen. Als nicht mehr praktizierender Jude steht für den 93-jährigen nicht der Titel Papst im Vordergrund, sondern die Menschlichkeit, die Papst Franziskus ausstrahlt und er vor allem gegenüber Leidenden zeigt. „Er ist sehr für die Menschen – für die gewöhnlichen Menschen,“ so Kolmer. „Er bewegt sich mit den gewöhnlichen Menschen und spricht auch mit Ihnen. Da habe ich mir gedacht, dass von meiner Seite dasselbe kommen muss. Das war für mich der Anreiz, warum ich hierher nach Rom gekommen bin.“

Kolmer ist in Prag geboren. Er wollte dem Papst seine Geschichte erzählen: Auschwitz, Theresienstadt und Groß-Rosen. Vier Jahre war er in verschiedenen Konzentrationslagern gefangen, mehrmals auf der Flucht und zum Tode verurteilt. Aber er hat überlebt. Nach dem Krieg studierte er Physik und landete als Wissenschaftler einige Zeit in Argentinien, dem Heimatland des Papstes. „Er war ein bisschen überrascht, dass ich auch der Vertreter von Argentinien in der physikalischen Kommission der Unesco war, darüber haben wir gesprochen.“

Über Glauben hat sich der Papst nicht mit der Gruppe des Auschwitzkomitees ausgetauscht. „Ich bin kein Katholik, aber es macht mir nicht aus, mit dem Papst zu sprechen und auch ihn zu ehren, denn ich ehre ihn als einen Menschen.“

Die Menschlichkeit, die Kolmer an Papst Franziskus schätzt, zeigte sich auch beim Besuch des Papstes in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Mai 2014. Dort küsste Franziskus spontan die Hände von Holocaustüberlebenden. „Ich denke, er hat damit sagen wollen, dass er nicht höher steht als die anderen, dass er derselbe unter ihnen ist, nur der Diener des Gottes. Und das ist für mich sehr sympathisch“, so Kolmer.

Die Gruppe des Internationalen Auschwitz-Komitees überreichte Papst Franziskus eine Statuette, die den umgedrehten Buchstaben ‚B’ darstellt. „To B remembered“ – auf Deutsch: gehört erinnert – soll ein Sinnbild für den Widerstand in den Konzentrationslagern sein. Als Häftlinge den berühmten Schriftzug „Arbeit macht frei“ in Auschwitz anfertigen sollten, stellten sie als Zeichen ihres Widerstandes das ‚B’ auf den Kopf. Bis heute soll dieses Symbol die kommenden Generationen vor Gleichgültigkeit warnen.  Weil Papst Franziskus „einer unter ihnen ist“, überreichte das Auschwitz Komitee ihm das umgedrehte B mit der Aufschrift „to our brother Franziskus“ – Für unseren Bruder Franziskus.  

(rv 07.01.2015 pdy)








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