2015-01-05 15:54:00

Caritas International zur Visumspflicht für Syrer im Libanon


Knapp vier Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs in Syrien führt der Libanon eine Visumspflicht für Syrer ein. Vera Jeschke von Caritas International erklärt bei Domradio die schwerwiegenden Folgen für die Flüchtlinge. Jeschke: „Sie bedeutet, dass es für syrische Flüchtlinge erneut viel schwieriger wird, Zuflucht im Libanon zu finden. Die libanesischen Sicherheitsbehörden hatten schon im vergangenen Jahr die Einreise für syrische Flüchtlinge verschärft und erschwert. Mit dieser offiziellen Visumspflicht wird hier erneut ein Riegel vorgeschoben, um den Zustrom syrischer Flüchtlinge zu mindern.“ Eine Million syrische Flüchtlinge leben derzeit im Libanon, das entspricht einem Fünftel der Bevölkerung. Überall - auf den landwirtschaftlichen Flächen, am Rande der Siedlungen - sehe man syrische Flüchtlinge, die Zelte aufgestellt haben oder in Bauruinen wohnen, so Jeschke. Die Städte seien von syrischen Flüchtlingen bevölkert. „So ein kleines Land kann diese enorme Anzahl überhaupt nicht integrieren – und schon gar nicht bei diesem sehr schnellen Zustrom im Jahr 2014. In dem Jahr haben sich die Zahlen extrem erhöht. Das kann kein Land schultern.“

Der Alltag funktioniere „irgendwie“ – auch wenn die syrischen Flüchtlinge ein großes Leiden tragen. Das beträfe nicht nur das Leiden der Flucht, die Traumatisierungen, die Verluste. Es gebe auch ein Leiden im Alltag. Sie können kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ende 2014 hat das Welt-Ernährungs-Programm aufgrund von Mittelknappheit die Gutscheine für Nahrungsmittel drastisch reduziert. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen ist in der Syrienkrise unterfinanziert und verteilt im Libanon keine Hygieneartikel mehr. Die Menschen haben große Not ihren Alltagsbedarf an Grundhygiene-Artikeln irgendwie zu decken. „Es gibt Lichtblicke, aber es gibt zu großen Teilen auch eine ungelöste Versorgungssituation der syrischen Flüchtlinge“, so Jeschke. Zu den Flüchtlingen, die nun an der syrischen Grenze abgewiesen werden, sagt sie: „Vermutlich werden sich - ähnlich wie an der syrisch-jordanischen Grenze - entlang der Grenze informelle Ansammlungen von Flüchtlingen bilden.“ Die syrisch-libanesische Grenze verläuft überwiegend in den Bergen. Derzeit gibt es Schneefall und Regen. „Und wenn die Menschen dort oben in den Bergen stranden, teilweise auf Höhen von über 1.000 Metern, kann man sich vorstellen, welche Gefahren das für die syrischen Flüchtlinge bergen kann.“

 

(domradio 05.01.2014 mg)








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