2015-01-03 11:06:00

Unser Buchtipp: Joseph Ratzinger – Gesammelte Schriften Band 4, Einführung in das Christentum


Joseph Ratzinger zu lesen und zu studieren lohnt sich, auch – oder vielleicht gerade – heute. Er ist nicht mehr Papst, die Kontroversen um den Präfekten der Glaubenskongregation sind Vergangenheit, so kann man sich seinen Schriften vielleicht neu nähern. Zum Beispiel einem der wichtigsten Bücher, die er vorgelegt hat, der „Einführung in das Christentum“, neu heraus gegeben in Band 4 der gesammelten Schriften. Es ist der zwölfte Band der nicht in Reihenfolge erscheinenden Bände und hat etwas Aufsehen erregt, es ging um einen Aufsatz Joseph Ratzingers, die Papst emeritus Benedikt für diese Ausgabe seinem Denken angepasst hat. Aber das ist nicht der Fokus des Bandes, dieser gilt vielmehr einer Zusammenfassung und Hinführung zum Denken Joseph Ratzingers über den Glauben. Wie andere Einführungen auch legt der Autor seinem Werk das Glaubensbekenntnis zu Grunde, das Credo.

„Ich glaube an Gott. Was heißt das? An Gott glauben heißt, mit ihm verbunden sein, seine Offenbarung annehmen und mit Freude seinem Wort gehorchen und den Weg gehen, den es zeigt.“ Worte Papst Benedikts aus einer seiner letzten Generalaudienzen im Januar 2013. Wie auch in seinem Buch zeigt sich hier das Anliegen Joseph Ratzingers, Glauben und Leben, das Verstehen und den Vollzug, zusammen zu sehen und zu denken.

Noch einmal die Generalaudienz vom 23. Januar 2013: „Der Glaube ist ein personaler Akt: Gott kommt dem Menschen entgegen, der auf den Anruf antwortet. So ist der Glaube zugleich Geschenk und Aufgabe, göttliche Gnade und menschliche Antwort, ein Dialog der Liebe, in dem Gott zu den Menschen wie zu Freunden redet.“ Zentrum des Nachdenkens über den Glauben ist für Joseph Ratzinger wie für Papst Benedikt das Verhältnis von Glaube und Vernunft. Gottes Selbstmitteilung in der Offenbarung, die freie Antwort des Menschen, alles das kann und muss zusammen gedacht werden. Und dieses Verhältnis ist dann auch das Thema der letzten Generalaudienz von Papst Benedikt vor seiner Entscheidung, das Amt abzugeben, am 6. Februar 2013 spricht er über Glaube und Vernunft.

„Der Schöpfungsbericht, mit dem das Buch Genesis beginnt, sagt uns, alles, was Gott schafft, ist durchtränkt von seiner Weisheit und Güte und ist gut. Frage: Kann man heute angesichts der heutigen Naturwissenschaften eigentlich noch von Schöpfung reden? Natürlich ist die Bibel kein Lehrbuch der Naturwissenschaft, das ist nicht ihr Sinn. Sie geht in eine tiefere Dimension, sie fragt uns nach dem, worauf Welt, Sein und unsere Existenz beruht und was eigentlich die Wahrheit und die Wirklichkeit unseres Lebens ist. Sie sagt uns, dass die Wirklichkeit nicht durch Zufall und Notwendigkeit zustande kam, nicht durch das Irrationale und Unfreie, sondern durch eine Vernunft und Freiheit; dass nicht das Irrationale, das Unfreie, das Unvernünftige der Ursprung und der letzte Grund aller Dinge ist, sondern eine Freiheit, die gut ist, eine Freiheit, die Erkenntnis und Vernunft ist und die Liebe ist.“ Und weiter: „Der Mensch ist der Versuchung verfallen, Gott nicht mehr als Garanten seiner Freiheit anzusehen, sondern als Einschränkung seiner Freiheit; ihn weg zu stoßen, um selber nur noch ganz er selbst zu sein. So hat er die Grundbeziehung, auf der all unser Sein beruht, gestört. Und da wir Beziehung sind, ist Störung der Beziehung Störung des Seins, und das Dunkel des Bösen tritt in die gute Welt herein, die doch nicht aufhört, gut zu bleiben. Mit Erbsünde ist eben dies gemeint, dass die ganze Menschheit sich von Anfang an in dieser Beziehungsstörung bewegt, die wir nicht selbst aufheben können.“

 

Joseph Ratzinger: Gesammelte Schriften Band 4 – Einführung in das Christentum. Das Buch ist als Band einer zwölfteiligen Reihe im Herder Verlag erschienen und kostet 55 Euro.

 

(rv 03.01.2015 ord)








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