2014-12-26 10:28:00

Philippinen: Erst kommt das Christkind, dann kommt der Papst


„Barmherzigkeit und Mitgefühl“: Das ist das Motto der Papstreise auf die Philippinen nächsten Monat. Die Katholiken der Philippinen erleben diese Weihnachtstage in Vorfreude auf den Besuch aus Rom; das ist eine ganz andere Stimmung als vor einem Jahr. Damals hatte gerade, im November 2013, ein Taifun namens Haiyan weite Teile des Landes verwüstet: Mehr als 6.000 Menschen waren ihm zum Opfer gefallen, mehr als tausend Menschen gelten bis heute als vermisst. Zu dieser Naturkatastrophe gesellte sich, vor allem im Süden auf der Insel Mindanao, ein blutiger Konflikt, doch mittlerweile ist die Regierung in Gespräche mit den dortigen islamischen Unabhängigkeitskämpfern getreten. Pater Sebastiano D’Ambra arbeitet seit dreißig Jahren in Zamboanga auf Mindanao, er leitet die Silsilah-Bewegung, die sich um gutes Auskommen zwischen Christen und Muslimen bemüht.

„Das ist ein Weihnachten der Hoffnung! Denn trotz der großen Probleme, der Naturkatastrophen und Kriege, denken die Menschen jetzt an den Papstbesuch und erwarten sich vieles davon. Auch in den Zeitungen steht fast jeden Tag etwas Neues über den Besuch, und alle, auch die Muslime, sprechen voller Vorfreude davon. Das ist sehr positiv. Ansonsten muss man wissen, dass die Kirche bis 2021, wenn 500 Jahre Christentum auf den Philippinen gefeiert werden, jedem Jahr ein besonderes Thema gibt, und dieses Jahr ist das Jahr der Armen. Da passt es gut, dass der Papst als ein Papst der Armen gesehen wird. All das gibt diesen Weihnachtstagen eine besondere Stimmung. Wir von der Silsilah-Bewegung machen jedes Jahr einen gregorianisch-muslimischen Kalender; dieses Jahr sind Menschenrechte das Motto.“

Ein Jahr der Armen könnte auf den Philippinen eigentlich jedes Jahr begangen werden. Denn während die Reichen jedes Jahr noch reicher werden und die Elite sich bis hin zum Präsidenten aus immer denselben Familien rekrutiert, wächst die Zahl der Armen ständig.

„Es gibt zwölf Millionen Filipinos im Ausland, und auch das ist natürlich ein Grund für die Armut im Land. Denn das, was sie an Geld nachhause schicken, ist zwar in wirtschaftlicher Hinsicht die wichtigste Ressource des Landes, aber auf der anderen Seite hat das Fehlen ihrer Arbeitskraft im Land natürlich negative Folgen. Dazu gehört es, dass die Familien zerbröseln angesichts der Entfernung.“

Hoffentlich nicht nur ein Strohfeuer

Was die Taifune wie den zerstörerischen von 2013 betreffe: Daran müssten sich die Philippinen leider gewöhnen, urteilt der Missionar. Der Klimawandel bringe nun mal häufiger solche Wirbelstürme mit sich. Nicht gewöhnen dürfe man sich dagegen an den Dauerkonflikt im Süden.

„Die Verhandlungen zwischen Regierung und Rebellen sind wackelig und ziehen sich sehr in die Länge. Gegen ein Abkommen gibt es spürbar auch Widerstände. Wir hier in Zamboanga versuchen alles, um eine positive Haltung zu fördern, aber wir hatten hier im September letzten Jahres den letzten Krieg, und die Gemüter der Christen wie der Muslime sind ziemlich aufgeheizt. Es gibt viele Vorurteile, die leider von diesem internationalen Klima noch befeuert werden, vom Vormarsch des ‚Islamischen Staats’, vom islamischen Extremismus, den es auch hier bei uns gibt.“

Kein Wunder angesichts all der Schwierigkeiten, dass sich die Philippinen vom Papstbesuch einen „Taifun der geistlichen Erneuerung“ erhoffen. Die Formulierung kommt vom Erzbischof von Manila, Kardinal Tagle. Pater D’Ambra kommentiert:

„Dieser sogenannte Taifun des Papstbesuchs wird sicher ein großes Zeichen der Hoffnung sein. Ich wünsche mir, dass die katholische Gemeinschaft nach dem Enthusiasmus des Besuchs wirklich Ernst macht mit dem Einsatz für die Armen, für den Frieden und für die Hoffnung. Und dass diese Hoffnung nicht nur ein Strohfeuer wird, sondern ein Glaubensakt, der liebevoll täglich gelebt wird.“

(rv 26.12.2014 sk)








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