2014-12-23 12:42:00

Sierra Leone: Langer Atem im Kampf gegen Ebola vonnöten


Die Ebola-Epidemie und ihre Folgen kann man nur mit langem Atem bekämpfen. Darauf weist der Gesundheitsbeauftragte bei Caritas Internationalis, Monsignor Robert J. Vitillo, im Interview mit Radio Vatikan hin. In Sierra Leone seien wirtschaftliche und soziale Konsequenzen des Virus im Alltag stark spürbar, berichtet der Caritas-Experte: „Vor allem arbeiten viele Menschen nicht mehr, weil die Geschäfte, Schulen und auch viele Gebäude der Regierung zu sind. Die Leute bekommen kein Gehalt mehr und haben Schwierigkeiten, ihre Familien und Kinder mit Essen zu versorgen. Und das wird auch nach Ebola so weitergehen: Die wirtschaftliche Lage war ohnehin nicht stabil, jetzt hat sie sich verschlechtert.“

In Liberia, Sierra Leone und Guinea wurden knapp 17.000 Ebola-Fälle registriert, davon sind laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 6.000 Todesfälle. Die Notsituation führe auch zu sozialen Spannungen, berichtet Vitillo über die Lage in Sierra Leone: „Die Leute sind frustriert, die Gewalt nimmt zu. Es fehlt eine Perspektive für die Zukunft, es herrschen große Angst und Panik in der Bevölkerung. Die Schulen sind geschlossen, sowohl in Sierra Leone als auch in Liberia.“ Die geschlossenen Schulen führten dazu, dass viele Kinder den ganzen Tag unbeaufsichtigt seien. Dies habe etwa die Folge, dass die Zahl der Teenager-Schwangerschaften in Sierra Leone rapide zugenommen habe, berichtet Vitillo.

Ein anderes Problem seien die zahlreichen Waisen – Kinder, die ihre Eltern durch das Virus verloren haben. Der Caritas-Experte spricht von 2.500 bis 5.000 solcher Waisen allein in Sierra Leone. Diese Kinder wüssten oftmals nicht, wo sie hinsollten: „In vielen Fällen wollen die Familien keine Waisen aufnehmen, weil sie Angst haben, dass sie die Infektion weitergeben können, auch wenn sie nicht das Virus haben. Deshalb leben viele Kinder auf den Straßen; die Kirche hat Programme installiert, um diesen Kindern zu helfen und versucht die Familien ermutigen, die Kinder aufzunehmen.“

Laut Vitillo braucht es weitaus mehr Hilfsarbeit, um die Epidemie in den drei betroffenen Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia in den Griff zu bekommen: „Es ist wichtig, weiter zu helfen und die Hilfe zu erhöhen: nicht nur Ärzte und Krankenschwestern zu schicken, sondern auch Geld, um die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren. Auch muss das Gesundheitssystem und das Land sozialpolitisch gestärkt werden. Die Kirche tut sehr, sehr viel. In der Tat unterhält sie in einigen Regionen dieser Länder die einzigen sanitären Strukturen, die funktionieren! Aber auch wir brauchen die Solidarität der ganzen Weltkirche. Die Caritas, die Ordensgemeinschaften tun viel, aber es braucht noch mehr Hilfe!“

(rv 23.12.2014 pr)








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