2014-12-20 11:23:00

Kardinal Marx: Wer will schon den IS-Staat bekämpfen?


Mehr Fragen als Antworten: Mit Sorge blickt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, auf den Nahen Osten. Der so genannte IS-Staat, der Terror dort, die Anrainerstaaten, die Opfer und die Unterstützer, das alles bilde ein sehr komplexes Ganzes, so der Kardinal beim Jahresgespräch im Münchner Presseclub.

 

„Wer will diesen IS-Staat beseitigen“, so eine rhetorische Frage von Kardinal Marx: Denn „das geht ja nur durch einen großen Krieg. Wer will diesen Krieg führen? Man muss doch die Dinge beim Namen nennen.“ Und wenn man das nicht will, dann stellt sich die Frage nach der Eindämmung: „Kann man das begrenzen? Vielleicht“, so Marx. Aber „wer will an der Grenze eines solchen Staates seine Heimat aufbauen? Die Christen werden nicht sagen, das ist jetzt fünf Kilometer von der Grenze zum IS-Staat, bauen wir dort unser neues Dorf auf. Da kann man nur mit großer Sorge in die Zukunft schauen.“

 

Niemand könne erwarten, dass die USA oder der Westen nun diesen Krieg führen würden, so Marx, umdie vielleicht 35.000 aus welchen Gründen auch immer hoch motivierten Soldaten des so genannten IS zu bekämpfen. Kardinal Marx blickte aber auch in die Nachbarregion und damit auf einige der Ursachen für den Terror. Da spielen einige Staaten eine Rolle, so Marx, „Saudi Arabien und die Golfstaaten, die über Jahrzehnte die Radikalen finanziert haben. Über zwanzig Jahre bekomme ich das mit und sage das auch. Indonesien, Nigeria, [diese Staaten haben] immer die Radikalen finanziert. Und jetzt erschrecken sie darüber, was sie selber genährt haben, und sind unsere Verbündeten.“

 

Die meisten Opfer des Terrors seien in den Nachbarländern geblieben, im Libanon und in Jordanien, so Kardinal Marx. Das könne zur Destabilisierung führen, denn die Flüchtlinge könnten ja nicht zurück. Aber Hoffnung auf Hilfe hätten sie auch nicht, immerhin seien die Staaten, die IS bekämpfen könnten, jetzt mit den ehemaligen Förderern verbündet. „Sie können doch nicht erwarten, dass die Menschen im Orient auch nur irgendein Vertrauen in den Westen haben!“

 

(rv/Münchner Kircheninfo 20.12.2014 ord)








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