2014-12-13 11:22:00

Papst empfängt Heilsarmee


Wieder eine Premiere im Vatikan: Zum ersten Mal ist die Heilsarmee offiziell von einem Papst empfangen worden. Die Audienz im Vatikan von diesem Freitag war das Ergebnis stärkerer Kontakte zwischen dem Päpstlichen Einheitsrat und der Heilsarmee in den letzten Jahren; dem Papst wurde ein Buch mit den theologischen Dialogen beider Seiten überreicht.

 

„Katholiken und Mitglieder der Heilsarmee anerkennen, zusammen mit den anderen Christen, dass die Armen einen besonderen Platz im Herzen Gottes haben – so sehr, dass der Herr Jesus Christus sich für uns arm gemacht hat. Darum treffen sie sich häufig in denselben Peripherien des Menschlichen, und ich hoffe lebhaft, dass der gemeinsame Glaube an unseren Erlöser Jesus Christus immer mehr zu einem soliden Fundament der Freundschaft und der Zusammenarbeit unter uns werden möge!“

 

Die Kirche sei eine „Kirche des Aufbruchs“, wiederholte Franziskus eine Formulierung, die ihm sehr am Herzen liegt; er wünsche sich, dass alle Christen „mit derselben Überzeugung und Dynamik wie die Heilsarmee“ den Menschen von der Barmherzigkeit Gottes erzählten. Die „Differenzen“ zwischen Katholiken und der Heilsarmee, was theologische Fragen oder das Kirchenbild betreffe, dürften „nicht das Zeugnis unserer Liebe zu Gott und zum Nächsten behindern“.

 

„Großmutter, wer sind diese Frauen?“

 

 „Und jetzt will ich Ihnen eine Anekdote erzählen: Als ich vier Jahre alt war – das war 1940, da war noch keiner von Ihnen geboren! –, ging ich mit meiner Großmutter auf der Straße spazieren. Damals gab es die Vorstellung, dass alle Protestanten in die Hölle kommen würden. Auf dem Bürgersteig gegenüber gingen zwei Frauen von der Heilsarmee mit diesem Hut, den sie damals hatten, und ich fragte meine Großmutter: „Wer sind diese Frauen? Sind das Ordensschwestern?“ Und meine Großmutter sagte mir: „Nein, die sind protestantisch. Aber die sind gut.“ Und so hat mir meine Großmutter dank Ihrem guten Beispiel die Tür zur Ökumene geöffnet! Die erste ökumenische Predigt, die ich bekam, kam mit Ihrer Beteiligung zustande.“

 

Die Heilsarmee wurde 1865 von dem früheren Methodisten William Booth in London gegründet; heute gehören zu ihr anderthalb Millionen Menschen in 126 Ländern der Welt. Der General der Heilsarmee André Cox sagte uns nach der Begegnung im Vatikan:

 

 

„Ich habe vor ein paar Monaten angefragt, ob eine solche Audienz möglich sein würde; es hat zwar schon in der Vergangenheit mal Begegnungen eines Generals der Heilsarmee mit einem Papst gegeben, aber immer nur in einem größeren Rahmen, einer Papstaudienz für Kirchen- und Religionsvertreter zum Beispiel. Mir ging es um diese Audienz, weil wir in letzter Zeit einige intensive und hilfreiche Diskussionen gehabt haben; dabei sind so viele Glaubenspunkte deutlich geworden, die uns untereinander verbinden, und so vieles, was uns in der Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit und die Arbeit mit den Armen miteinander verbindet.“

 

Franziskus erscheint Cox als „ein Mann des Volkes“.

 

„Vieles von dem, was er sagt, findet wirklich Echo in den Herzen von Mitgliedern der Heilsarmee rund um die Welt. Ich habe ihm gesagt, dass unsere Organisation ganz praktisch mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten will. Wir wollen unser Zeugnis auf dieselbe Linie bringen, wenn wir über diese Themen zur Welt sprechen.“

 

(rv 13.12.2014 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.