2014-12-13 14:35:00

Menschen in der Zeit: Johann Weyringer - Zeichner, Maler, Bildhauer


Der österreichische aus Neumarkt stammende Künstler Johann Weyringer wurde 1949 in Sighartstein am Wallersee im Flachgau geboren. Wir trafen den anerkannten Künstler hier in Rom, wo er  im Auftrag von Rektor der „Anima”, Franz Xaver Brandmayr, Papst Benedikt XVI. emeritus in einem Glasfenster ein Denkmal gesetzt hat, das in diesen Tagen eingeweiht wurde.

 

Die Anima ist ein Priesterkolleg mitten in Rom, in das die Bischöfe aus dem deutschsprachigen Raum seit Jahrhunderten ihre besten Priester zur Weiterbildung schicken. Die bisherigen Päpste aus dem deutschen Raum wurden allesamt mit einer Büste in der Sakristei der Anima dargestellt, Benedikt wurde auf einem breiten Glasfenster verewigt. Und da gibt es in dernoch einen weiteren großarttigen Auftrag für Johann Weyringer. Die Kirche Santa Maria dell’Anima”,1523 errichtet, ist bis auf die Innenseite der Eingangswand glanzvoll renoviert worden Die Wandgestaltung stammt aus dem 19.Jahrhundert – und steht auch unter Denkmalschutz. In diese Wand wird nun Weyringer mehrere bunte Glasfenster setzen: mit einen Erzengel Michael und ein Posaune blasender Erzengel - ganz oben- auf dem beinahe sieben Meter hohen Glastafeln und unter setzt der Künstler eine große Pilgerschar, die zum Lamm Gottes strebt. Den Pilgern stehen vier Engel aus der Apokalypse zur Seite. Eine großartige Arbeit wartet auf ihren Künstler.

 

Herzlichen Glückwunsch zu dieser einmaligen Auftragsserie  in der Ewigen Stadt. Damit haben auch Sie sich ein Denkmal in einer der schönsten Kirchen Roms gesetzt. Herr Weyringer,, wie haben Sie Papst Benedikt  XVI. bei den ersten Sitzungen erlebt?

 

„Es war das wunderbarste Erlebnis in meinem Leben. Er hat mir Fragen gestellt, die konnte ich einfach wunderbar beantworten. Es war von der ersten Minute an herzlichst. Es werden einem 15 Minuten pro Sitzung gewährt. Nach einer halben Stunde hat dann Papst Benedikt zu mir gesagt: „Herr Weyringer, jetzt müssen wir arbeiten.” Wir haben dann über die Kunst gesprochen, ich habe ihm dann die Entwürfe gezeigt, und das war wieder so ein besonderes Erlebnis: Benedikt schaut sich die Zeichnung an, stellt mir Fragen. Solche Fragen stellt mir sonst ein Diplomingenieur, ein Techniker ….Er sagt: „Da bringen Sie ja Licht in die Anima!”

 

Johann Weyringer – selbst ein lebensfroher Mensch -  spricht  auch von humorvollen  Augenblicken beim Portraitieren von Papst Benedikt XVI. emeritus. Hier seine

Darstellung:

 

„Auf einmal geht die Tür auf, nach gut einer halben Stunde Arbeit. Da kommen zwei Damen herein. Die Zeit war ja längst schon abgelaufen. Da habe ich gesagt: „Heiliger Vater, das mit den Weibern, das geht gar nicht gut. Da schaff’ ich jetzt an, ich muss zeichnen. Dann hat er so gelächelt und genickt, das sind die Damen wieder gegangen.”

(Lacht).

 

Sie sind Zeichner, Maler, Bildhauer aber Sie sind auch gelernter Handwerker, nämlich Tischlermeister. Sie tragen den Magistertitel in Architektur, den Sie sich in der Akademie für bildende Kunst in Wien erworben haben. Handwerk- und Vollblutkünstler, wie würden Sie diese Berufungsehe bezeichnen?

 

„Wissen Sie, dass man an der Kunst, an einer Schöpfung teilnehmen kann, ist die Gnade des Heiligen Geistes, dass ich das machen darf. Grundsätzlich ist als erstes, dass ich das Handwerk auch beherrsche. Dass ich ein guter Maler bin, dass ich ein guter Tischlermeister bin, ein Bildhauer, ein Steinmetz. Und dann beginnt die Gande, der nächste Schritt: wann ist die Inspiration so groß, dass ich das Können noch weiter bauen kann. Wann hauche ich diesem Werk die Seele ein? Da beginnt aber auch ganz eine wichtige Demut. Dass ich es auch zulassen kann, dass ich auch auf das höre, was mir mein Schöpfer gibt und das ist auch ein Teil des Dienens und der Verkündigung.”

Da war auch die Begegnung mit Benedikt ganz wichtig. Ich lese zur Zeit nur seine Schriften. Da ist  eine Klarheit und diese Klarheit brauche ich auch in meiner Arbeit.”

 

Ihre Werke weisen sämtliche Sparten der bildenden Kunst auf: Wandmalerei, Bühnenbild, Glasmalerei, Keramik, Grafik, Stein – und Holzbildhauerei. Aus der Verbindung von Handwerklicher Praxis, architektonischem Wissen und malerisch-zeichnerischen Können lassen Sie zahlreiche Kunstwerke entstehen. Woher nehmen Sie Ihre Ideen, Ihre Visionen, Ihre erfinderische Kraft?

 

„Es ist der Heilige Geist von Jesus Christus. Das ist für mich der einzige Weg, wo ich wirklich die Kraft bekomme, dass ich machen kann.”

 

Sehr eindrucksvoll erscheint mir die Liste Ihrer vielen Reisen um die ganze Welt: Italien, Marokko, Kuba, Südpazifik, Indien, USA, Indonesien, Mongolei, Nepal, Südafrika, die jeweils zu intensiven Erlebnisreisen und zugleich zu Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Kunstformen geführt haben. Nennen Sie uns doch bitte einige, wichtige davon?

 

„Das Wichtigste an Reisen ist eines: Dass ich an Ort und Stelle, wenn ich  die Landschaft male, es immer an Ort und Stelle malen muss! In 5000 Meter Höhe zu malen, das kann man nicht im Atelier nachvollziehen. Ich bin auch eingebettet in eine Schöpfung,. Deswegen sind die Reisen so wichtig, weil ich wieder mit den Menschen verbunden bin, mit Kulturen, mit Religionen, wir sind ein Geschöpf Gottes, ganz gleich welcher Hautfarbe und Denken, diese Erkenntnis, ist mir schon ein ganz wichtiger Teil. Aber dann wieder brauche ich auch diese konsequente Arbeitszeit, und das gibt mir dann der Steinbruch in Osttirol oder meine Werkstätte.”

 

Immer wieder –denke ich – wird einem Allroundkünstler wie Sie – die Frage gestellt: welches Vorbild der bildenden Kunst der Antike und welches der Moderne tragen Sie in Ihrem Herzen?

 

„Wichtig ist die Stadt Rom: mir ist auch sehr, sehr wichtig – die Antike, aber wenn ich ein Zwiegespräch führe, was immer wieder passiert, es ist schon der Michelangelo, der Raffael, und Picasso. Das ist eine Welt, die ich verstehe, da habe ich das Gefühl mit Leuten beisammen zu sein, die auch mich verstehen. Ich habe auch eine Riesenachtung vor der Spätgotik, vor einem Michael  Pacher, vor einem modernen Künstler. Die haben auch begriffen, dass sie eingebettet sind, in einer Menschheitsgeschichte. Da sind Dinge, wo ich weiß, was ich noch erreichen möchte, auch vom Können her. Und so ist der Maler und Bildhauer Weyringer – der hadert auch nicht mit ‘ist er mehr Bildhauer, ist er mehr Maler’? Ich habe ein großen Glück mitbekommen, dass ich ein Zeichner bin, meine Malereien aus der Zeichnung entstehen und so schließt sich da ein ganz wunderbarer Kreis.”

 

Wie würden Sie selbst Ihren Stil bezeichnen?

 

„Ja, durch mein Temperament -ich bin auch ein expressiver Mensch,  ich bin auch ein erzählender Mensch – vielleicht die Seele, die Anima, weil wir in der Anima sitzen und hier dieses Gespräch führen, es ist das Weibliche ganze in wichtiger Teil, ohne den man nicht sein kann, der sich darstellt, auch in erotischen Zeichnungen. Da sind wir aber auch schon bei den mytologischen Darstellungen, die mich immer wieder beeinflussen, wo immer wieder der Mensch im MIttelpunkt steht, auch in Beziehung zu Gott, bei den Griechen oder Römern zu den Göttern. Aber immer wieder geht es um das: was ist  Leben, das Lebenspendende? Und damit habe ich schon fast mein Spektrum umschrieben. Und die Landschaft auch. Die Landschaft, im Himalaya, bei mir zu Hause, das Alpenvorland,  das hat für mich immer eine ganz große Bedeutung.”

 

Was macht ein Künstler, wenn ihm sein Werk nicht gefällt?

 

„Aha, was ich jetzt  sage, soll nicht vermessen klingen. Ich gehöre zu den besonders Glücklichen: Wenn ich nach zwei, drei Jahren meine Arbeiten sehe, die schon verkauft sind, und die mir immer besser erscheinen und ich mir sage, du liebe Zeit, was habe ich denn damals gedacht, wer hat mir da meine Hand geführt ?

 

Könnte man Ihre Arbeiten auch mit der Lyrik, mit der Poesie vergleichen?

 

„Oh, da haben Sie mir ….Manches Mal ist es schon der Fall. Man sieht’s auch am Benedikt-Fenster:  aber das soll nicht ein eitles Eigenlob sein. Aber da steht man davor und man ist sehr glücklich. Das kann bei einem Heiku, bei einem wunderbaren Gedicht passieren – wenn man das zusammenbringt, dann haben wir schon eine Menge erreicht.”

 

(rv 14.12.2014 ap)








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