Papst Franziskus hat die grundsätzliche Ablehnung von Atomwaffen durch die katholische Kirche bekräftig. In einer drei Seiten langen Botschaft an den österreichischen Außenminister Sebastian Kurz schreibt das Kirchenoberhaupt, die „Androhung wechselseitiger Zerstörung“ könne nicht die Grundlage friedlichen Zusammenlebens zwischen Völkern und Staaten sein. Die Jugend von heute und morgen verdiene eine friedliche Weltordnung. „Jetzt ist die Zeit, auf die Logik der Angst mit der Ethik der Verantwortung zu antworten“, heißt es in dem Papstschreiben an den Minister. Kurz leitet als Präsident die „Konferenz über die humanitären Auswirkungen von Nuklearwaffen“, die an diesem Dienstag in der Wiener Hofburg endet.
Franziskus ermunterte zu einem „aufrichtigen und offenen Dialog“ auf drei Ebenen: erstens zwischen den einzelnen Parteien innerhalb jener Länder, die Atomwaffen haben, zweitens zwischen jenen Ländern sowie drittens zwischen Nuklearstaaten und Nicht-Nuklearstaaten. Dieser Dialog müsse internationale Organisationen, Religionsgemeinschaften und die Zivilgesellschaft einschließen, und er müsse sich am Gemeinwohl orientieren. Auf keinen Fall, mahnte der Papst, dürfen Gespräche über Atomwaffen „dem Schutz verschleierter Interessen“ dienen.
Atomwaffen seien „ein globales Problem, das alle Nationen betrifft und Auswirkungen auf zukünftige Generationen sowie unseren Heimatplaneten hat“, heißt es in der Papstbotschaft. Franziskus mahnt daher eine „globale Ethik“ an, um nukleare Abrüstung zu verwirklichen. Die humanitären Folgen von Atomwaffen seien „vorhersehbar“ und würden den ganzen Planeten betreffen. Auch warnte der Papst davor, ausschließlich das Potential dieser Waffen zur „Massentötung“ in den Blick zu nehmen. Mehr Aufmerksamkeit müsse dem „unnötigen Leiden“ gelten, das durch den Gebrauch der Atombombe entstehe. Militärkonventionen und Internationales Recht hätten kriegsführende Staaten schon lange darauf verpflichtet, unnötiges menschliches Leid zu vermeiden. „Wenn solches Leid bei konventionellen Kriegen geächtet ist, dann muss es erst recht in nuklearen Konflikten geächtet werden“, schreibt Franziskus.
Der Papst wendet sich auch gegen das Argument, Kernwaffen trügen zur Entwicklung von Nationen bei. „In Atomwaffen zu investieren, verschwendet den Wohlstand der Nationen“, schreibt Franziskus. Die Mittel wären weit besser investiert in menschliche Entwicklung, Bildung, Gesundheit und den Kampf gegen extreme Armut. Es seien die Armen und die Schwachen am Rand der Gesellschaft, die für atomare Hochrüstung den Preis bezahlen würden.
Alle Nationen und Millionen von Männern und Frauen teilten das Ziel einer Welt ohne Kernwaffen, schreibt der Papst weiter. Die Zukunft und das Überleben der Menschheitsfamilie hänge davon ab, wie man dieses Ideal verfolge und es Wirklichkeit werden lasse. „Individuell und kollektiv sind wir verantwortlich für das gegenwärtige und zukünftige Wohlergehen unserer Brüder und Schwestern“, beschließt der Papst seine Botschaft. „Es ist meine große Hoffnung, dass diese Verantwortung unsere Anstrengungen zugunsten der nuklearen Abrüstung stärkt, denn eine Welt ohne Kernwaffen ist wirklich möglich.“
Die Botschaft des Papstes ist auf 7. Dezember datiert. Der Ständige Vertreter des Heiligen Stuhles bei den Genfer UN-Zentralen, Erzbischof Silvano Tomasi, trug sie beim Wiener Atomgipfel vor. Die Päpste seien immer schon strikte Gegner von Atomwaffen gewesen, erläuterte der Vatikan-Diplomat in einer anschließenden Pressekonferenz. Den Anfang habe Papst Johannes XXIII. mit der Enzyklika „Pacem in terris" gemacht. Zwar sei in den 1980er-Jahren die militärische Abschreckung als Mittel zur Vermeidung der schlimmsten denkbaren Folgen noch akzeptiert worden, doch könne man dies nach Ende des Kalten Krieges in einer nun multipolaren Welt nicht mehr aufrechterhalten, so Tomasi mit Verweis auf die Gefahr von Unfällen oder von Atomwaffen in Händen von Terroristen: „Wir kommen deshalb auf den Grundsatz zurück, dass weder Besitz noch Gebrauch von Atomwaffen annehmbar ist."
(rv/kap 09.12.2014 gs)
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