2014-12-07 15:02:00

Neues Papstinterview: Kurienreform, Familiensynode und Schweizer Garde


Papst Franziskus haterneut ein großes Interview gegeben. Im Gespräch mit der argentinischen Tageszeitung „La Nacion“ ging der Papst auf verschiedenste Themen ein: Auf die Familiensynode, die Kurienreform, die nächsten Papstreisen, auf das Papstsein im Allgemeinen und die Abberufung des Kommandanten der Schweizer Garde.

Die Synode sei kein Parlament, so der Papst, sondern ein offener, vom Hl. Geist geschützter Raum. Die Behauptung, die Väter der Familiensynode hätten sich in zwei Gruppen gespalten, sei zu einfach. Es sei nun mal wichtig, „deutlich zu sprechen und in Demut zuzuhören“. Die Familien befänden sich heute in großen Schwierigkeiten, denn viele Ehe würden nur aus sozialer Konvention heraus geschlossen. Man müsse sich fragen, inwieweit es sich überhaupt um gültige, sakramentale Ehen handele. Schon Benedikt XVI. habe diese Frage aufgeworfen. Zum Thema Homosexualität betonte Franziskus, es sei bei der Familiensynode gar nicht um die „Homoehe“ gegangen, sondern um Ehen mit homosexuellen Kindern. Das seien Dinge, die einem in der pastoralen Praxis begegneten. Mit Blick auf die Kritik am Synodenzwischenbericht, sagte er, dieser sei nur vorläufig. Es zähle am Ende der Nachsynodale Bericht, die Abschlussbotschaft und die Papstansprache. Kein Punkt der Lehre der Kirche über die Ehe angerührt sei von ihm angerührt worden.

Wiederverheirateten Geschiedenen die Kommunion zu geben, sei hingegen keine Lösung, so Franziskus. Die Lösung sei die „Integration“,  es müssten die Türen weiter geöffnet werden. Einige behaupten, dass wiederverheiratete Geschiedene kein gutes Zeugnis für den Glauben gäben. Andererseits würde man einem korrupten Politiker erlauben, Taufpate zu werden, weil er kirchlich verheiratet ist. Hier müsse einiges gerade gerückt werden und die richtigen Wertmaßstäbe wiedergefunden werden.

Auf den Vorwurf einer gewissen „Konfusion“, antwortet Papst Franziskus: „Ich halte ständig Reden, Predigten, und das ist das Lehramt.“ Das sei, was er denkt und nicht das, was die Zeitungen behaupten: „Evangelii Gaudium ist sehr klar.“ Man dürfe jedenfalls keine Angst haben, vorwärts zu gehen unter der Leitung des Heiligen Geistes.

Auch auf die Kurienreform ging der Papst ein. Dieser sei ein langsamer Prozess, der 2015 wohl noch nicht abgeschlossen sein werde. Ihm sei aber noch viel mehr die spirituelle Reform ein Anliegen, die Reform der Herzen. Er halte die Meinungsverschiedenheiten in diesem Prozess für unproblematisch. Die Reform der Kurie sei von den Kardinälen in den Generalkongregationen beim Vorkonklave beschlossen worden. Er kündigte er an, dass er neben dem traditionellen Weihnachtsempfang für die römische Kurie – an der bisher faktisch nur die Behördenleiter teilnahmen – auch eine Audienz für alle Angestellten des Vatikan in der Audienzhalle des Vatikan plane.

Franziskus dementiert Spekulationen, er habe Kurienkardinal Raymond Leo Burke wegen dessen Äusserungen während der Bischofssynode strafversetzt. Er habe Burke schon lange vor der Synode den Vorschlag gemacht, von der Spitze des obersten vatikanischen Gerichtshofs zum Malteserorden zu wechseln. Burke sei eines Tages zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, warum er in seinem Amt noch nicht bestätigt worden sei, berichtete der Papst in dem Interview weiter. Er, der Papst, habe darauf verwiesen, dass der Kardinalsrat der Kurienreform noch nicht über eine Neustrukturierung der vatikanischen Gerichte entschieden habe. Dann habe er die Anfrage des Malteserordens nach einem neuen Kardinalpatron erhalten. Für diese Aufgabe sei ihm Burke in den Sinn gekommen, weil dafür ein US-Amerikaner nötig sei, der sich in diesem Ambiente bewegen könne.

Über sein Wahl zum Papst sagt Franziskus, er habe sich damals geschworen „Jorge, verändere Dich nicht, bleib wie Du bist und sei Du selbst. Denn in deinem Alter sich zu ändern ist lächerlich.“ Auch seine Gesundheit war Thema des Interviews: Er habe die altersüblichen Beschwerden, aber er sei in der Hand Gottes, und bis jetzt habe er sein Arbeitspensum gut erfüllen können. Außerdem habe ihm Gott, was seine Gesundheit angeht, eine „gesunde Portion Gewissenlosigkeit“ geschenkt, so der Papst ironisch.

2016 wolle er vielleicht nach Argentinien reisen, 2015 seien bereits zwei große Reisen geplant: eine nach Lateinamerika (in drei Länder, die er noch nicht nennen will) und eine nach Afrika. Er kündigte an, im kommenden Jahr auch keine argentinischen Politiker in Privataudienz empfangen zu wollen, um die anstehenden Wahlen nicht zu beeinflussen.

Zu Gerüchten über die Gründe der Abberufung des Kommandanten der Schweizer Garde sagte er, das Mandat Anrigs sei schon vor einiger Zeit abgelaufen, und er habe ihn persönlich darüber informiert, dass die laufende Verlängerung „donec aliter provideatur“ demnächst enden würde. Anrig sei gewiss nicht zu streng gewesen. Es sei dem Papst nur um eine gesunde und normale Erneuerung gegangen. Anrig sei eine „hervorragende Person, ein guter Katholik, mit einer hervorragenden Familie“, so Franziskus. Ebenso wies der Papst Mutmassungen zurück, die neu renovierte Wohnung des Kommandanten sei ihm zu großzügig gewesen. Er verwies darauf, dass der Kommandant vier Kinder habe.

Das Interview war nach Angaben der Zeitung am Donnerstag im vatikanischen Gästehaus Santa Marta geführt worden. Die Vatikan-Korrespondentin von «La Nacion», Elisabetta Pique, ist eine persönliche Bekannte des Papstes.

(rv/kna 07.12.2014 mc)








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