2014-12-06 14:56:00

Franziskus schickt Videobotschaft an irakische Christen


Papst Franziskus hat verfolgten Christen im Irak und dem ganzen irakischen Volk in einer Videobotschaft seine Anteilnahme bekundet. Er wäre jetzt selber gerne bei ihnen im Irak, „aber da ich nicht reisen kann, tue ich es auf diese Weise“, sagt Franziskus in dem Video, das der französische Kardinal Philippe Barbarin in den Irak brachte und das in der nordirakischen Kurdenstadt Erbil vor Flüchtlingen aus Mossul gezeigt wurde. Alle Religionsführer haben nach den Worten des Papstes die Pflicht, Attacken auf die Menschenwürde und die Menschenrechte zu verurteilen. Auch seinen Appell an die Staatengemeinschaft, die zu Grund liegenden Konflikte zu lösen, erneuerte Franziskus. Er wünsche den Christen, dass sie in den Irak zurückkehren können. Für den kommenden 8. Dezember, das Fest Mariä Empfängnis, rief Franziskus einen Gebetstag für Verfolgte im Irak aus.

 

Ausdrücklich und mehrmals dankte der Papst den Christen für ihre Treue im Glauben. „Es sieht so aus, als wollten sie dort nicht, dass es Christen gibt. Ihr aber bezeugt Christus“, fährt Franziskus in dem Video fort. „Ich denke an die Plagen, an den Schmerz der Mütter mit ihren Kindern, der alten Menschen und der Vertriebenen, an die Wunden der Opfer jeder Form von Gewalt.“ 

 

Den „Islamischen Staat“, der in Syrien und im Irak Terror von ungekanntem Ausmaß verbreitet, benannte Franziskus nicht namentlich. Er umschrieb das Terrorkollektiv mit dem Ausdruck „eine extremistische und fundamentalistische Gruppe“. Aufgrund ihrer Aktionen litten speziell, aber nicht nur Christen und Jesiden „unmenschliche Gewalttaten aufgrund ihrer ethnisch-religiösen Identität“.

 

„Christen und Jesiden wurden mit Gewalt aus ihren Häusern vertrieben, mussten alles aufgeben, um ihr Leben zu retten und den Glauben nicht zu verleugnen“, beklagt Franziskus. Die Gewalt betreffe auch Kultstätten, Denkmäler, religiöse Symbole und Kulturerbe, „so als wolle man jede Spur, jede Erinnerung des anderen auslöschen“, sagt der Papst in dem Video. Und weiter wörtlich: „Als Religionsführer haben wir die Pflicht, Attacken auf die Menschenwürde und die Menschenrechte zu verurteilen.“

 

Franziskus bezeichnete die verfolgten Christen des Irak als Schilfrohre. Es ist ein Bild der Heiligen Theresa vom Kinde Jesu. „Sie sagte, wenn der Wind kommt, der Sturm, dann biegt sich das Schilfrohr, aber es bricht nicht! Ihr sei in diesem Moment diese Schilfrohre, ihr biegt euch in eurem Leid, aber ihr habt die Kraft, euren Glauben voranzutragen, der Zeugnis ist. Ihr seid heute die Schilfrohre Gottes! Das Schilf, das sich unter diesem wilden Wind neigt, dann aber wieder aufstehen wird!“

 

Er bete zum Heiligen Geist, jedem irakischen Christen Energie und Widerstandskraft zu geben. Die Staatengemeinschaft rief Franziskus dazu auf, besser zusammenzuarbeiten, um die Konflikte zu lösen, „die eure Heimat mit Blut beflecken, und die anderen Gründe anzugehen, die so viele Menschen dazu bringen, ihre Heimat zu verlassen“. Er wünsche ihnen, so der Papst den irakischen Christen, „dass ihr zurückkehrt, dass ihr zurückkehren könnt.“

 

Auf seinem Rückflug aus Korea im August und dann wieder aus der Türkei vor einigen Tagen hatte Franziskus gesagt, er wäre zu einem Besuch in den Irak bereit, um den vom „Islamischen Staat“ verfolgten Christen und anderen Minderheiten seine Solidarität zu bekunden. Mit der Videobotschaft von diesem Samstag scheint die Hypothese geschwächt, dass es zu einem solchen Besuch im Irak kommen könnte.

 

Kardinal Barbarin, Erzbischof von Lyon, hält sich zusammen mit rund hundert Freiwilligen zwei Tage in der Stadt Erbil auf, die er bereits im vergangenen Juli besucht hatte. Lyon unterhält eine Städtepartnerschaft mit Mossul. Die Delegation wurde vom chaldäischen Patriarchen von Babylonien, Louis Raphael Sako, empfangen.

 

(rv 06.12.2014 gs)

 








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