2014-11-30 14:30:00

Göttliche Liturgie zum Fest des Apostels Andreas: „Der Weg nach Emmaus steht offen“


Papst Franziskus hat am Sonntagmorgen in der Kirche des Ökumenischen Patriarchats von Istanbul an einer sogenannten Göttlichen Liturgie teilgenommen: An einem orthodoxen Gottesdienst zum Festtag des Apostels Andreas. Auf diesen Heiligen, den Bruder des Apostels Petrus und Apostel Jesu, führt sich das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel zurück. Patriarch Bartholomaios sieht sich in der Nachfolge des Andreas, Franziskus in der des Petrus.

 

Franziskus ist der vierte Papst, der zu einer Göttlichen Liturgie zum Andreasfest nach Istanbul reist. Als erster war dazu 1967 Paul VI. an den Bosporus gekommen. Als Erzbischof von Buenos Aires hat der heutige Papst schon mehrmals an einer Göttlichen Liturgie teilgenommen.

 


Patriarch: „Weg nach Emmaus steht offen“

In seiner Predigt erinnerte der Patriarch daran, dass sich beide im vergangenen Mai in Jerusalem getroffen haben. Mit einem Gottesdienst in der Grabes- und Auferstehungskirche hatten sie an eine bahnbrechende Begegnung von Papst Paul VI. mit Patriarch Athenagoras genau fünfzig Jahre zuvor erinnert, ein Treffen, dass den Lauf der Geschichte gewandelt habe: „Die bis dahin parallelen und manchmal sogar gegenläufigen Wege unserer Kirchen sind sich auf einmal begegnet im gemeinsamen Traum, die verlorene Einheit wiederzufinden“, so Bartholomaios.

 

Ost- wie Westkirche seien „ein Jahrtausend lang festgestanden im gemeinsamen Glauben“, formulierte Bartholomaios weiter; das sei „die Basis für unsere Einheit“ und müsse für die Zukunft wirksam werden: „Denn wozu dient unsere Treue zur Vergangenheit, wenn sie nichts bedeutet für die Zukunft? Wie sollten wir uns dessen rühmen, was wir empfangen haben, wenn das alles sich nicht ins Leben der Menschen und der Welt von heute und morgen übersetzt? Die Kirche Jesu Christi ist dazu aufgerufen, nicht so sehr nach hinten zu schauen als vielmehr ins Heute und ins Morgen. Die Kirche existiert um der Welt und der Menschen willen, nicht um ihrer selbst willen.“

 

„Immer schon Primat der Liebe anerkannt“

Angesichts von Kriegen, Verfolgungen und Ängsten können es sich die Christen heute nach Ansicht des Ökumenischen Patriarchen schlichtweg nicht leisten, sich nur mit ihrem alten Streit untereinander zu beschäftigen. Weder Wissenschaft noch Politik oder Technologie seien „imstande, die Zukunft zu garantieren, wenn der Mensch nicht auf die Botschaft der Versöhnung, der Liebe und der Gerechtigkeit hört“, so Bartholomaios. 

 

Direkt an Papst Franziskus gewandt ging der Patriarch auf die heikle Frage des Primats ein, also der Vorrangstellung des Bischofs von Rom. Die Art und Weise eines römischen Primats innerhalb der Christenheit ist einer der Streitpunkte zwischen Katholiken und Orthodoxen. Bartholomaios an Franziskus: Er wünsche sich ein Aufbau der Einheit der Kirche auf dem Primat „der Liebe, der Ehre und des Dienstes – im Rahmen der Synodalität“, so das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie.

 

Bartholomaios bekräftigte mit Blick auf die orthodoxen Kirchen, dass spätestens 2016 in Istanbul ein orthodoxes Konzil („Heilige und Große Synode der orthodoxen Kirche“) zusammentreten soll. Er bitte auch den Papst um Gebet für einen Erfolg dieses „großen Ereignisses in der Geschichte der orthodoxen Kirche“. Leider erlaube der „alte Bruch der eucharistischen Gemeinschaft“ noch keine Einberufung eines gemeinsamen Konzils, er wünsche sich aber katholische Beobachter während des orthodoxen Konzils, sagte der Patriarch ausdrücklich und wies darauf hin, dass zu Bischofssynoden im Vatikan schon mehrfach orthodoxe Beobachter geladen waren. Bartholomaios selbst hat einmal auf Einladung von Benedikt XVI. bei einer römischen Bischofssynode zur Heiligen Schrift eine Ansprache an die Synodenväter gehalten.

 

(rv 30.11.2014 ord/sk)








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