2014-11-28 09:28:00

Türkei: Nur wenig Zeit für Katholiken im Papstprogramm


15.600 „lateinische“ Katholiken leben insgesamt im Apostolischen Vikariat Istanbul, Ankara und Bursa; an ihrer Spitze steht der (ursprünglich aus Frankreich stammende) Bischof Louis Pelatre. Natürlich, so versichert Pelatre im Interview mit Radio Vatikan, freuen sich die Katholiken der Türkei auf Franziskus und werden ihm einen herzlichen Empfang bereiten.

 

„Aber – nun ja, alle wissen, dass der Papst nicht in erster Linie kommt, um die Katholiken zu besuchen. Dem Papst geht es in erster Linie um die Beziehungen zum Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel; alle Päpste der letzten fünfzig Jahre haben ja deswegen das Patriarchat besucht. Die Katholiken haben etwas Mühe, das zu akzeptieren, weil sie natürlich automatisch denken, dass der Papst sozusagen ihnen gehört!“

 

Pelatre sagt darum rundheraus: Doch, die Katholiken sind ein bisschen enttäuscht, dass Franziskus ihnen nur zwei Stunden seiner Zeit in der Türkei widmet.

 

„Ganz genau. Diesmal hat man die Zeit sehr reduziert, weil die früheren Päpste ja, wie Sie wissen, auch Izmir besucht haben, also das Haus der Jungfrau Maria in Ephesus. Diesmal aber nicht. Das reduziert die Zeit, die den Katholiken gewidmet wird, sehr. Wir haben nur diese Messe am Samstag um vier Uhr Ortszeit (15 Uhr römischer Zeit, Anm. d. Red.) – sonst nichts!“

 

Die Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul sei „nicht sehr groß“, bedauert der Bischof weiter, viele Katholiken müssten deswegen draußen bleiben, man könne schließlich „die Mauern nicht ausweiten“. Papst Franziskus wird dort laut Programm eine „interrituelle Messe feiern“ – wobei das mit dem „interrituell“ nicht ganz stimmt.

 

„Das ist so dahingesagt, denn der Papst kann in Wirklichkeit nur im lateinischen Ritus zelebrieren. Es wird also eine Messe des lateinischen Ritus, aber mit einigen Einsprengseln der anderen Riten: armenisch, syrisch-katholisch und chaldäisch-katholisch.“

 

Diese Riten erzählen die jahrhundertelange Geschichte des katholischen Christentums in der Türkei. Wobei sich die katholische Gemeinschaft im Land derzeit rasant ändert, berichtet Bischof Pelatre.

 

„Dass wir nur wenige sind, daran haben wir uns gewöhnt. Aber was ein bisschen schade ist, dass die Levantiner – wie wir hier sagen -, die seit Generationen, seit Jahrhunderten hier waren, weniger werden und stattdessen neue Katholiken kommen. Es gibt jetzt hier viele Afrikaner, viele Filipinos, sogar Koreaner – wir haben hier mittlerweile alle Nationalitäten, und darum wird vor allem unsere lateinische Kirche immer internationaler. Das ist an sich nicht schlecht, zumal die Neuankömmlinge unserer Kirche mit ihrem Glauben eine Lebendigkeit geben, die wir vorher nicht hatten.“

 

(rv 27.11.2014 sk)








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