2014-11-27 10:51:00

Hintergrund: Die Christen in der Türkei


Es ist eines der Geburtsländer der Kirche: Ephesus, Galatien, die Geburtsstadt des Apostels Paulus, Tarsus, all das liegt auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Bis zur Entstehung des Islam war Kleinasien christlich, die Hauptstadt Byzanz Nachfolgerin des untergegangenen Rom. Aber auch noch nach Einnahme durch die Muslime blieb die Zahl der Christen im Land groß, noch im 19. Jahrhundert waren es über zwei Millionen. Heute dagegen sehen die Zahlen anders aus, mehr als 150.000 Christen sind es nicht mehr, das entspricht etwa 1 Prozent der Bevölkerung.

 

Die größte christliche Gruppe ist die der armenisch-apostolischen Kirche, ein altorientalischer Ritus, gefolgt von den Katholiken verschiedener Riten (lateinisch, chaldäisch und syrisch-katholisch, etwa 53.000 Christen insgesamt). Die griechisch-orthodoxe Kirche des Patriarchen von Konstantinopel, eines der großen traditionellen Patriarchate aus der Urkirche, zählt dagegen nur etwa 4.000 Christen.

 

Religionsfreiheit, aber nicht für Katholiken

 

Auch wenn es von der türkischen Rechtsordnung vorgesehen Religionsfreiheit gibt, existiert eine faktische Diskriminierung der Christen in der Türkei. So ist die katholische Kirche zum Beispiel bis heute nicht offiziell anerkannt, was Auswirkungen hat auf die Möglichkeit, Institutionen zu gründen, wie auch auf den Status des Klerus oder der Gemeinden und Bistümer. Auch die Europäische Union verweist im Prozess der Aufnahme der Türkei darauf, dass die Religionsfreiheit voll umgesetzt werden müsse.

 

2011 hatte der damalige Premierminister Recep Tayyip Erdogan christlichen Kirchen Besitz zurückgegeben, der 100 Jahre zuvor beschlagnahmt worden war, Beobachter werteten dies als Zeichen der zunehmenden Freiheit für Religionen. Die katholische Kirche blieb von den Restitutionen allerdings ausgeschlossen. Man lebe in der Türkei als Katholik gezwungenermaßen in einer Art Anonymität, sagte 2009 der ein Jahr später umgebrachte Bischof Luigi Padovese. Nur so ließe sich der Frieden aufrechterhalten, noch immer gäbe es viele Vorurteile und Aggression gegen die Katholiken in der Bevölkerung.

 

(rv 27.11.2014 ord)








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