2014-11-22 11:57:00

Papst Franziskus: „Jesus war ein Mann der Peripherie“


„Steh auf und geh nach Ninive!“ Das sagt der Herr in der Jona-Novelle, einem kleinen Prophetenbuch des Alten Testaments. In Rom hat jetzt auf Initiative der Italienischen Bischofskonferenz ein Missionskongress stattgefunden, der dieses „Steh auf und geh nach Ninive“ zum Titel hatte. Papst Franziskus empfing die Teilnehmer an diesem Samstag und sprach mit ihnen über seine Vorstellungen vom Hinausgehen.

 

„Ich habe (zum Bischof, der Sie begleitet,) gesagt: ‚Passt bloss auf, dass euch der Wal nicht verschluckt!’ Und er hat mir geantwortet: ‚Na ja, für Christus ist der Wal das Geld; der Geld-Gott.’ Das stimmt, der Herr sagt: ‚Man kann nicht zwei Herren dienen!’ Stimmt`s? Sie haben einen weisen Bischof!“

 

Jona sei zunächst vor dem Befehl Gottes, Ninive die Zerstörung anzukündigen, geflüchtet, griff der Papst den Bibeltext auf. Den Propheten habe die Angst getrieben. Schließlich sei er aber doch in die Stadt hineingegangen, und dort sei dann auf einmal alles ganz anders gekommen:

 

„Gott zeigt seine Barmherzigkeit, und die Stadt bekehrt sich. Die Barmherzigkeit ändert die Geschichte der Einzelnen und sogar der Völker! Die Einladung an Jona hören Sie heute an Sie gerichtet, und das ist wichtig: Jede Generation ist dazu aufgerufen, missionarisch zu sein. Nehmen Sie das mit, was Sie im Innern haben, das was der Herr gegeben hat.“

 

Die Kirche müsse missionarisch sein: eine „Kirche im Aufbruch“. Sie müsse das Evangelium „zu allen bringen, ohne Unterschied“.

 

„Nicht um Proselyten zu machen, sondern um das zu sagen, was wir haben und was wir mit anderen teilen wollen. Aber ohne Zwang, für alle. Hinausgehen, den Schrei der Armen und der Entfernten hören, allen begegnen und ihnen die Freude des Evangeliums verkünden. Die Ortskirchen in Italien haben in diesem Bereich schon viel getan. Jeden Morgen treffe ich bei der Messe in Santa Marta einen oder zwei, die von weither kommen: ‚Ich arbeite schon lange in Amazonien, ich in Afrika...’ So viele Priester, Schwestern, Laien fidei donum. Ihr habt das im Blut, oder? Das ist eine Gnade Gottes, das müsst ihr bewahren, wachsen lassen und den neuen Generationen von Christen weitergeben.“

 

Mission sei die „Aufgabe aller Christen, nicht nur einiger weniger“, spann Franziskus den Faden weiter. Auch die Kinder könnten dabei mitmachen, über die Kindermissionswerke. Einmal mehr sprach er vom Hinausgehen an die Peripherien.

 

„Herausgehen bedeutet: die Versuchung überwinden, dass wir Selbstgespräche führen und die vielen Menschen vergessen, die von uns ein Wort der Barmherzigkeit, des Trostes, der Hoffnung erwarten. Das Evangelium Jesu verwirklicht sich in der Geschichte. Jesus selbst war ein Mann der Peripherie, in diesem Galiläa, das weitab lag von den Machtzentren des römischen Reichs und von Jerusalem. Er begegnete Armen, Kranken, Besessenen, Sündern, Prostituierten, und scharte um sich einen kleinen Kreis von Jüngern und von Frauen. Und doch war sein Wort der Beginn einer Wende in der Geschichte, einer geistlichen und menschlichen Revolution – die Frohe Botschaft eines Herrn, der für uns starb und auferweckt wurde. Und diesen Schatz wollen wir mit anderen teilen!“

 

(rv 22.11.2014 sk)

 








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