2014-11-21 14:14:00

Vatikan: Spirituelle Ansätze für den Umgang mit Autismus


Erstmals findet im Vatikan eine Konferenz über Autismus statt. Die vom Päpstlichen Rat für die Krankenpastoral ausgerichtete Konferenz bringt für drei Tage rund 650 Forscher, Mediziner und Theologen zusammen. Sie beraten seit Donnerstag über die Lebenssituation von Autisten und ihren Angehörigen. Experten aus 57 Ländern wollen dabei den neuesten Stand der Forschung, Therapieansätze sowie die rechtlichen und pastoralen Aspekte rund um diese Form der Behinderung erörtern.

 

Weltweit leben insgesamt 70 Millionen Menschen mit Autismus. Bob und Suzanne Weight sind Mitbegründer der New Yorker Stiftung für Autisten und Teilnehmer der Vatikan-Konferenz. Ihre Organisation wurde im Jahr 2005 gegründet – mit dem Ziel, das Bewusstsein für Autismusdiese Erkrankung zu fördern, die Entwicklung besserer Behandlungsstrategien anzuregen und die Betroffenen und ihre Familien zu unterstützen. Am Anfang dieser Arbeit habe die eigene Unwissenheit über Autismus gestanden, erzählt Suzanne Weight, die von einer persönlichen Erfahrung mit Autismus in ihrer Familie berichtet:

 

„Christian, unser erstes Enkelkind, ist autistisch. Ich dachte, er war frühreif, denn er hatte eine wundervolle Aussprache und einen ausgeprägten Wortschatz. Er tat alles, was ein zwölf oder 18 Monate altes Kind tat, doch plötzlich sahen wir, dass er sein fröhliches Brabbeln verlor. Wir sahen , dass er verlernte zu sprechen. Wir wussten nicht, was es war. Und wir lebten in Amerika und dachten, wir wären gut informierte Menschen! Doch als wir herausfanden, dass Christian autistisch sei, fragte ich mich: Was ist Autismus? Ich konnte es selbst nicht glauben, dass ich nicht wusste, von was sie sprachen.“

 

Autismus ist eine enorme Herausforderung für die Betroffenen, deren Familien, für die Medizin, das Erziehungswesen und die Seelsorge. Das betonte auch Erzbischof Zygmunt Zimowski vom Päpstlichen Rat für die Krankenpastoral. Die Patienten zeigen eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Sie können keine Beziehungen zu ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen aufbauen, wie die Mehrheit der Menschen sie kennt. Genau das sei die Schwierigkeit für alle Betroffenen, betont auch Bob Weight. Ein spiritueller Zugang sei vor diesem Hintergrund eine Möglichkeit, damit umzugehen:

 

„Wenn man ein wenig Zeit mit autistischen Kindern verbringt, dann bekommt man das Gefühl, dass sie einen verstehen, vielleicht nicht alles. Oder man bekommt auch das Gefühl, dass sie mit dir sprechen, aber man versteht es nicht. Man muss das in gewisser Weise aus einer spirituellen Perspektive betrachten. Da ist eine Kommunikation, die man nicht verstehen kann – genau wie die andere Person, die einen nicht versteht. Das kann sehr frustrierend sein; und das ist es auch für die Eltern. Sie können nicht verstanden werden, aber zur gleichen Zeit verstehen sie auch nicht. Man muss also über das Offensichtliche hinwegsehen! Es sind keine typischen Mädchen oder Jungen, und man muss sie also auch auf eine nicht typische Art behandeln. Mit sehr viel Geduld.“

 

Papst Franziskus wird die Teilnehmer nach der Konferenz in der Synodenaula für einen gemeinsamen Gebetsmoment treffen. Es sei das erste Mal, dass sich ein Papst offiziell dem Problem des Autismus widme, betonte Erzbischof Zygmunt Zimowski. Für Bob und Suzanna Weight ist ihre Religion und der spirituelle Zugang eine wichtige Stütze beim Umgang mit Autismus. 

 

(rv 21.11.2014 no)








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