2014-11-20 13:43:00

Türkei: Religiöse Bildung gegen Extremismus


Religiöse Bildung an Schulen und Moscheen in der Türkei hilft gegen die Rekrutierung neuer Kämpfer des „Islamischen Staates“ (IS). Davon ist der neue türkische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mehmet Pacaci, überzeugt. Das Präsidium für Religionsangelegenheiten in der Türkei „Diyanet“ sieht der Diplomat als wirkungsvolles Instrument der Terrorismusbekämpfung, wie er gegenüber Radio Vatikan an diesem Donnerstag darlegte. Mehmet Pacaci war bei der türkischen Behörde ehemals selbst als Generaldirektor für internationale Angelegenheiten tätig.

 

Die Zahl der vom „Islamischen Staat“ in der Türkei rekrutierten Kämpfer liege tiefer als „in jedem anderen Land“, sagte der Diplomat während des Pressegesprächs in seiner Botschaft in Rom. Zahlen nannte er jedoch nicht. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte den verpflichtenden Religionsunterricht in der Türkei zuletzt verteidigt. Dieser sei unter anderem notwendig, um extremistischen Strömungen Einhalt zu gebieten, sagte Davutoglu.

 

Zuvor hatte der Europäische Menschenrechtsgerichtshof eine Abschaffung des verpflichtenden Religionsunterrichts in der Türkei gefordert. Als Konsequenz aus dem Urteil des Straßburger Gerichtes hatte die türkische Regierung eine grundlegende Reform des Pflichtfaches angekündigt. Künftig sollen demnach „alle Religionen und Konfessionen gleichberechtigt behandelt werden“, hatte Ahmet Davutoglu laut Medienberichten in Ankara angekündigt. Als Mitglied des Europarates ist die Türkei an die Entscheidungen aus Straßburg gebunden.

 

Das Gericht hatte in einem Urteil Mitte September von der Türkei verlangt, Schülern die Möglichkeit zu geben, sich vom bisherigen Pflichtfach Religion befreien zu lassen, ohne dass die Eltern ihre eigene Religionszugehörigkeit offenlegen müssen. Der Staat müsse in Fragen der Religion neutral bleiben. Die Entscheidung erging nach einer Klage alevitischer Türken, die ihre Kinder nicht am bisher sunnitisch geprägten Religionsunterricht teilnehmen lassen wollten.

 

Unter dem derzeitigen System können sich nur Schüler der anerkannten religiösen Minderheiten - Juden, Armenier und Griechen - vom staatlichen Religionsunterricht befreien lassen. Die Aleviten, Anhänger einer liberalen Richtung des Islam, müssen dagegen wie die sunnitische Mehrheit am herkömmlichen Religionsunterricht teilnehmen.

 

(rv/kna 20.11.2014 pr)








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