Papstpredigt: Wirkliche Bekehrung zeigt sich auch an der Geldbörse
Die christliche Bekehrung
ist eine Gabe, sozusagen „ein Besuch Gottes“. Darüber sprach Papst Franziskus an diesem
Dienstagmorgen in seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta. Ausgehend von den Tageslesungen
aus der Offenbarung nach Johannes und der Bibelstelle zum Treffen zwischen Jesus und
dem Zöllner Zachäus sagte der Papst, dass sich Gläubige vor einer „lauwarmen Spiritualität“
hüten sollten – also nur so weit den Glauben zu leben, wie es einem passt. Andererseits
müsse man auch davor achtgeben, keinen „Schein-Glauben“ vorzutäuschen, sagte der Papst:
„Gehören
wir auch zu diesen Christen, die den Glauben nur vortäuschen? Habe ich überhaupt ein
spirituelles Leben? Nun, wenn alles gut erscheint, dann kann ich mich nicht beklagen:
Ich habe eine gute Familie, die Leute reden zwar hinter meinen Rücken über mich, aber
ich habe alles, was ich brauche und fühle mich im Einklang mit Gott. Das täuscht!
Schein-Christen sind Tote! Es geht doch darum, in sich das Leben zu finden und zwar
mit der Erinnerung und der Aufmerksamkeit, um immer vorwärts gehen zu können. Bekehrung
heißt deshalb, von dem Schein zur Realität zu wechseln, von dem lauwarmen Glauben
zum lebendigen Glauben.“
Der reiche Zöllner Zachäus galt zu seiner Zeit
und in seiner Gesellschaft als „der größte Sünder schlechthin“, weil er korrupt war
und mit dem „ausländischen Feind“ zusammenarbeitete.
„Er war wie so viele
Angestellte, die wir heute noch kennen: korrupt. Es sind jene, die anstatt dem Nächsten
zu dienen lieber an die eigene Geldbörse denken. Davon gibt es heute noch etliche
auf der Welt. Die Menschen hatten eine Abneigung ihm gegenüber. Zachäus selber war
nicht ein ,lauwarmer Gläubiger‘, er war aber auch nicht ein ,toter Glaubender‘. Sagen
wir so, er befand sich im Verwesungsstadium, denn er hörte eine Stimme in sich und
wollte unbedingt Jesus zuhören. Ja, der Heilige Geist ist schlau! Der sät seine Samen
überall aus. Und was macht Zachäus? Der ist sogar bereit, sich bloßzustellen – ein
wichtiger Angestellter, der auf einem Baum klettert, sieht doch lächerlich aus.“
Aber
Zachäus hatte keine Scham, denn in ihm „arbeitete“ sich der Heilige Geist durch. Aus
dem geldgierigen Zöllner wurde ein solidarischer Gläubiger.
„Sobald die
Bekehrung auch die Geldbörse betrifft, kann man wirklich von Bekehrung sprechen. Denn
alle würden von sich behaupten, in ihrem Herzen und ihrer Seele Christen zu sein,
aber wenn es um das Geld geht, dann wird das schon schwieriger. Aber dann gibt es
noch die andere Seite: jene, die hinter dem Rücken gegen die Bekehrung des Zachäus
sprachen. Diese sprachen weiterhin vom Zachäus als Sünder, und Jesus geht zu ihm nach
Hause. Die sagten, Jesus müsse sich vom Zachäus reinigen, sonst sei der Herr auch
noch schmutzig.“
Jesus hingegen habe darauf hingewiesen, dass es „drei
Bekehrungsrufe“ gibt: Gott wende sich an die „lauwarmen Gläubigen“, die „Schein-Gläubigen“
und an jene, die glauben, reich zu sein. Alle drei könnten durch das Wort Gottes „wieder
neues Leben“ gewinnen, so der Papst. Gerade zum Abschluss des Kirchenjahres sei es
wichtig, dass jeder Katholik über seine eigene Bekehrung nachdenke, so Franziskus
abschließend.