Kardinalstaatssekretär in Prag: Gedenken an die Samtene Revolution
Als „Heilige von großer Aktualität“ hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro
Parolin Agnes von Böhmen gewürdigt. Die im 13. Jahrhundert wirkende Klostergründerin
und böhmische Prinzessin stehe in besonderer Weise für eine barmherzige Kirche, wie
sie Papst Franziskus propagiere, sagte der Kardinal am Samstag bei einer Messe im
Prager Veitsdom. Entgegen der für sie gehegten Heiratspläne ihres Vaters, des böhmischen
Königs Ottokar, legte Agnes die Krone ab und entschied sich für ein geistliches Leben
in der Nachfolge des heiligen Franz von Assisi. Sie gründete in Prag mehrere Einrichtungen
für Arme, Bedürftige, Kranke und Waisen.
Parolin ging in Prag weiter auf die
Verdienste der katholischen Kirche zur Zeit der sog. „Samtenen Revolution“ ein, die
Ende 1989 der Unterdrückung durch das realsozialistische Regime ein Ende setzte und
„Freiheit, Demokratie und Respekt gegenüber den Menschenrechten“ wieder herstellte.
Die Kirche habe damals „auf der Seite des Volkes“ gestanden und dessen legitimen Wunsch
nach „Freiheit und Selbstbestimmung“ unterstützt, so der Kardinal. Die Heiligsprechung
der Agnes von Böhmen durch Papst Johannes Paul II. am 12. November 1989 habe die „Befreiung
der Nation von der atheistischen Sklaverei“ angekündigt, so Parolin.
In der
Tschechischen und in der Slowakischen Republik wird dieser Tage der politischen Wende
vor 25 Jahren gedacht. Am Montag, dem eigentlichen Gedenktag der Samtenen Revolution,
feiert der Prager Kardinal Dominik Duka einen Gottesdienst in der Ursulinenkirche.
Am 17. November 1989 hatten hier Studenten in einer bewilligten Demonstration der
tragischen Ereignisse des Jahres 1939 gedacht. In der Slowakei beginnen die Gedenkveranstaltungen
am Montag mit einer Kranzniederlegung durch Staatspräsident Andrej Kiska am „Freiheitstor“
im Bratislava. Weihbischof Jozef Halko zelebriert einen Gedenkgottesdienst im Martinsdom.
Am Donnerstag zelebriert der emeritierte Weihbischof in Trnava (Tyrnau), Dominik Toth,
einen Gottesdienst für die Opfer des kommunistischen Regimes in der dortigen Helenenkirche.