2014-11-15 12:13:47

Nigeria: Kirche prangert Tatenlosigkeit an


RealAudioMP3 Der Staat unternimmt zu wenig gegen die islamistische Terrorsekte Boko Haram. Das sagt der Erzbischof von Abuja, Kardinal John Onaiyekan, gegenüber Radio Vatikan. Der nigerianische Kardinal hat unlängst Präsident Goodluck Jonathan getroffen. Dabei orakelte der - übrigens christliche - Politiker, er wäge derzeit verschiedene Strategien gegen Boko Haram ab, und bald werde man Ergebnisse sehen. Kardinal Onaiyekan glaubt solchen Sprüchen nicht mehr:

„Der Vormarsch von Boko Haram im Norden des Landes hat mittlerweile eine Dimension erreicht, die die Regierung einfach nicht mehr ignorieren darf! Doch die Regierung hat meines Erachtens die tragische Situation noch gar nicht verstanden. Es ist nicht so, dass die Gegenmittel fehlen - was fehlt, ist schlichtweg der Wille! Die Regierung und die Armee müssen endlich eingreifen! Sie kennen die Tatsachen!“

Kardinal Onaiyekan ist enttäuscht und entsetzt, wie die Politiker im Land mit dem Problem Boko Haram umgehen. Und davon nimmt er Präsident Jonathan, der nächstes Jahr wieder ins höchste Amt gewählt werden will, ausdrücklich nicht aus.

„Wir haben am Donnerstag Präsident Jonathan getroffen. Bei dem Treffen berichteten zwei Bischöfe aus erster Hand über die dramatische Lage im Norden Nigerias. Doch der Präsident schien das nicht ernst zu nehmen und tat so, als ob die Bischöfe irgendwelche Geschichten erzählt hätten. Das geht nicht! Da findet eine menschliche Tragödie statt. Die Menschen flüchten vor allem in die großen Ballungszentren wie Maiduguri. Aber da fehlt es an Nahrung; viele leiden.“

Boko Haram hat im Norden Nigerias ein Kalifat ausgerufen. Die staatliche Armee kämpft in den betroffenen Bundesstaaten bislang mit wenig Erfolg und Nachdruck gegen die Terrorgruppe. Nach Medienberichten sind schon über 10.000 Menschen von den Islamisten ermordet worden.

(rv/diverse 15.11.2014 mg)







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