Der Staat unternimmt
zu wenig gegen die islamistische Terrorsekte Boko Haram. Das sagt der Erzbischof von
Abuja, Kardinal John Onaiyekan, gegenüber Radio Vatikan. Der nigerianische Kardinal
hat unlängst Präsident Goodluck Jonathan getroffen. Dabei orakelte der - übrigens
christliche - Politiker, er wäge derzeit verschiedene Strategien gegen Boko Haram
ab, und bald werde man Ergebnisse sehen. Kardinal Onaiyekan glaubt solchen Sprüchen
nicht mehr:
„Der Vormarsch von Boko Haram im Norden des Landes hat mittlerweile
eine Dimension erreicht, die die Regierung einfach nicht mehr ignorieren darf! Doch
die Regierung hat meines Erachtens die tragische Situation noch gar nicht verstanden.
Es ist nicht so, dass die Gegenmittel fehlen - was fehlt, ist schlichtweg der Wille!
Die Regierung und die Armee müssen endlich eingreifen! Sie kennen die Tatsachen!“
Kardinal
Onaiyekan ist enttäuscht und entsetzt, wie die Politiker im Land mit dem Problem Boko
Haram umgehen. Und davon nimmt er Präsident Jonathan, der nächstes Jahr wieder ins
höchste Amt gewählt werden will, ausdrücklich nicht aus.
„Wir haben am
Donnerstag Präsident Jonathan getroffen. Bei dem Treffen berichteten zwei Bischöfe
aus erster Hand über die dramatische Lage im Norden Nigerias. Doch der Präsident schien
das nicht ernst zu nehmen und tat so, als ob die Bischöfe irgendwelche Geschichten
erzählt hätten. Das geht nicht! Da findet eine menschliche Tragödie statt. Die Menschen
flüchten vor allem in die großen Ballungszentren wie Maiduguri. Aber da fehlt es an
Nahrung; viele leiden.“
Boko Haram hat im Norden Nigerias ein Kalifat ausgerufen.
Die staatliche Armee kämpft in den betroffenen Bundesstaaten bislang mit wenig Erfolg
und Nachdruck gegen die Terrorgruppe. Nach Medienberichten sind schon über 10.000
Menschen von den Islamisten ermordet worden.