2014-11-13 14:54:15

Österreichs Bundespräsident beim Papst


RealAudioMP3 Staatsbesuch aus Österreich hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag empfangen: Bundespräsident Heinz Fischer besuchte mit Ehefrau und Delegation das Kirchenoberhaupt im Apostolischen Palast. Der Papst und der Präsident sprachen in einer mehr als halbstündigen Begegnung unter anderem über die Flüchtlingsproblematik in Europa, die Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie und das König Abdullah-Dialogzentrum in Wien. Fischer sagte, er habe Franziskus nach Österreich eingeladen. Ein Datum dafür stehe noch nicht fest, „höchstwahrscheinlich“ werde es aber 2015 aufgrund des dichtgedrängten Reiseplanes des Papstes nicht zu einem Besuch in der Alpenrepublik kommen. Anlässe zu einer Visite des Kirchenoberhauptes gebe es mehrere, sagte Fischer im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Erstens ist zum Beispiel nächstes Jahr ein wichtiges Datum nämlich der 70. Geburtstag der 2. Republik Österreich nach dem 2. Weltkrieg. Aber es gibt auch kirchliche Anlässe für Besuche, in Wien oder Mariazell oder Heiligenkreuz oder anderen Orten. Man wird, wenn ein realistisches Datum in Blickweite kommt, das sicher mit einem konkreten Anlass verbinden können.“

Pater Jorge Mario Bergoglio war in den 1980er Jahren bereits einmal in Österreich auf Stippvisite, sagte Fischer. Der heutige Papst habe einen Tag in Wien verbracht und dabei eine Inszenierung von Mozarts „Cosi fan tutte“ mit Gundula Janowitz in der Staatsoper besucht. Eines der Gastgeschenke sei deshalb eine CD mit dem Gesang der österreichischen Sopranistin aus den 1980er Jahren gewesen.

Besonders interessiert habe sich Franziskus an sozialen Fragen gezeigt. Fischer sagte dem Papst, Österreich zähle zu den europäischen Ländern mit den höchsten Quoten von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Über den EU-Aktionsplan hinaus habe Österreich 1.500 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Franziskus habe ihm gegenüber auf die besondere Not nicht nur der katholischen Flüchtlinge des Nahen Ostens verwiesen, sagte Fischer. Thema war aber auch das neue König Abdullah-Dialogzentrum in Wien, das wegen seiner saudischen Mitfinanzierung Kritik auf sich zieht. Fischer:

„Ja, das war Gespräch, weil es gerade in letzter Zeit diskutiert wurde und weil der Vatikan im Board, im Aufsichts- oder Leitungsgremium dieses Instituts, vertreten ist. Und die übereinstimmende Meinung ist, dass ein Dialogzentrum dieser Art Sinn macht, dass es genügend Aufgaben für ein solches Zentrum gibt und dass man an der Erfüllung dieser Aufgaben arbeiten soll, und dass diese Aufgaben natürlich in voller Unabhängigkeit und Unparteilichkeit zwischen den verschiedenen beteiligten Religionen geführt werden müssen.“

Übereinstimmung zwischen dem Papst und dem österreichischen Staatsoberhaupt habe es mit Blick auf den Konflikt zwischen Russland und Ukraine gegeben, sagte Fischer: ein „Abgleiten in eine Situation weiter wachsender Spannungen“ gelte es zu verhindern.

Rückblick auf Familien-Synode: Notwendige Diskussionen

Über den Verlauf der jüngsten Bischofssynode zu Ehe und Familie habe sich Franziskus ihm, Fischer, gegenüber, positiv geäußert. Der Papst habe gesagt, er sei „sehr zufrieden“ und halte die lebhaften Diskussionen zu den dort verhandelten Fragen für „notwendig“, referierte der österreichische Bundespräsident. Sowohl den Papst als auch den Kardinalstaatssekretär, mit dem er im Anschluss sprach, hat Fischer eigenen Angaben zufolge darauf angesprochen, dass „im Süden Österreichs“ (in der Diözese Graz-Seckau) eine Bischofsernennung mit Spannung erwartet werde.

Österreichs Bundespräsident hatte tags zuvor einen Staatsbesuch bei seinem italienischen Amtskollegen Giorgio Napolitano absolviert, mit dem er auch persönlich befreundet ist. Die Gelegenheit der Rom-Reise nutzte Fischer nun, um zum ersten Mal seit 2006 auch dem Heiligen Stuhl wieder einen offiziellen Besuch abzustatten.

„Dass man auf einen Papst von der Statur von Franziskus blickt und sich freut, wenn man ihn kennenlernen darf - abgesehen davon, dass ich schon bei der Inauguration dabei war - das ist selbstverständlich, aber der unmittelbare Zusammenhang oder der Termin hat sich ergeben aus der Möglichkeit im Herbst 2014 auf Basis einer Einladung sowohl den italienischen Staatspräsidenten als auch aufgrund einer Einladung den Papst zu besuchen.“

Der Präsident der Österreichischen Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, gehörte der Delegation an und war sowohl bei der Begegnung mit Napolitano als auch mit Papst Franziskus anwesend. Leitl informierte die Journalisten, dass sich das bilaterale Handelsvolumen zwischen Österreich und dem Vatikanstaat auf rund 500.000 Euro belaufe. Österreich exportiere nicht nur Milch- und Molkereiprodukte in den Papststaat, sondern habe jüngst auch die neuen Rüstungen der Schweizergardisten geliefert. Der auf historische Waffen spezialisierte Handwerksbetrieb Schmidberger aus Molln in Oberösterreich habe die Papstgarde „für die nächsten 500 Jahre“ ausgestattet, sagte Leitl. Der Vatikanstaat liefere seinerseits Bücher, Briefmarken und Münzen, liturgische Kleidung und die eine oder andere Antiquität nach Österreich.

(rv 13.11.2014 gs)








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