Staatsbesuch aus Österreich
hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag empfangen: Bundespräsident Heinz Fischer
besuchte mit Ehefrau und Delegation das Kirchenoberhaupt im Apostolischen Palast.
Der Papst und der Präsident sprachen in einer mehr als halbstündigen Begegnung unter
anderem über die Flüchtlingsproblematik in Europa, die Bischofssynode zum Thema Ehe
und Familie und das König Abdullah-Dialogzentrum in Wien. Fischer sagte, er habe Franziskus
nach Österreich eingeladen. Ein Datum dafür stehe noch nicht fest, „höchstwahrscheinlich“
werde es aber 2015 aufgrund des dichtgedrängten Reiseplanes des Papstes nicht zu einem
Besuch in der Alpenrepublik kommen. Anlässe zu einer Visite des Kirchenoberhauptes
gebe es mehrere, sagte Fischer im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Erstens
ist zum Beispiel nächstes Jahr ein wichtiges Datum nämlich der 70. Geburtstag der
2. Republik Österreich nach dem 2. Weltkrieg. Aber es gibt auch kirchliche Anlässe
für Besuche, in Wien oder Mariazell oder Heiligenkreuz oder anderen Orten. Man wird,
wenn ein realistisches Datum in Blickweite kommt, das sicher mit einem konkreten Anlass
verbinden können.“
Pater Jorge Mario Bergoglio war in den 1980er Jahren
bereits einmal in Österreich auf Stippvisite, sagte Fischer. Der heutige Papst habe
einen Tag in Wien verbracht und dabei eine Inszenierung von Mozarts „Cosi fan tutte“
mit Gundula Janowitz in der Staatsoper besucht. Eines der Gastgeschenke sei deshalb
eine CD mit dem Gesang der österreichischen Sopranistin aus den 1980er Jahren gewesen.
Besonders interessiert habe sich Franziskus an sozialen Fragen gezeigt. Fischer
sagte dem Papst, Österreich zähle zu den europäischen Ländern mit den höchsten Quoten
von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Über den EU-Aktionsplan hinaus habe Österreich
1.500 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Franziskus habe ihm gegenüber auf die besondere
Not nicht nur der katholischen Flüchtlinge des Nahen Ostens verwiesen, sagte Fischer.
Thema war aber auch das neue König Abdullah-Dialogzentrum in Wien, das wegen seiner
saudischen Mitfinanzierung Kritik auf sich zieht. Fischer:
„Ja, das war
Gespräch, weil es gerade in letzter Zeit diskutiert wurde und weil der Vatikan im
Board, im Aufsichts- oder Leitungsgremium dieses Instituts, vertreten ist. Und die
übereinstimmende Meinung ist, dass ein Dialogzentrum dieser Art Sinn macht, dass es
genügend Aufgaben für ein solches Zentrum gibt und dass man an der Erfüllung dieser
Aufgaben arbeiten soll, und dass diese Aufgaben natürlich in voller Unabhängigkeit
und Unparteilichkeit zwischen den verschiedenen beteiligten Religionen geführt werden
müssen.“
Übereinstimmung zwischen dem Papst und dem österreichischen Staatsoberhaupt
habe es mit Blick auf den Konflikt zwischen Russland und Ukraine gegeben, sagte Fischer:
ein „Abgleiten in eine Situation weiter wachsender Spannungen“ gelte es zu verhindern.
Rückblick auf Familien-Synode: „Notwendige“
Diskussionen
Über den Verlauf der jüngsten Bischofssynode zu Ehe und
Familie habe sich Franziskus ihm, Fischer, gegenüber, positiv geäußert. Der Papst
habe gesagt, er sei „sehr zufrieden“ und halte die lebhaften Diskussionen zu den dort
verhandelten Fragen für „notwendig“, referierte der österreichische Bundespräsident.
Sowohl den Papst als auch den Kardinalstaatssekretär, mit dem er im Anschluss sprach,
hat Fischer eigenen Angaben zufolge darauf angesprochen, dass „im Süden Österreichs“
(in der Diözese Graz-Seckau) eine Bischofsernennung mit Spannung erwartet werde.
Österreichs
Bundespräsident hatte tags zuvor einen Staatsbesuch bei seinem italienischen Amtskollegen
Giorgio Napolitano absolviert, mit dem er auch persönlich befreundet ist. Die Gelegenheit
der Rom-Reise nutzte Fischer nun, um zum ersten Mal seit 2006 auch dem Heiligen Stuhl
wieder einen offiziellen Besuch abzustatten.
„Dass man auf einen Papst
von der Statur von Franziskus blickt und sich freut, wenn man ihn kennenlernen darf
- abgesehen davon, dass ich schon bei der Inauguration dabei war - das ist selbstverständlich,
aber der unmittelbare Zusammenhang oder der Termin hat sich ergeben aus der Möglichkeit
im Herbst 2014 auf Basis einer Einladung sowohl den italienischen Staatspräsidenten
als auch aufgrund einer Einladung den Papst zu besuchen.“
Der Präsident
der Österreichischen Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, gehörte der Delegation an
und war sowohl bei der Begegnung mit Napolitano als auch mit Papst Franziskus anwesend.
Leitl informierte die Journalisten, dass sich das bilaterale Handelsvolumen zwischen
Österreich und dem Vatikanstaat auf rund 500.000 Euro belaufe. Österreich exportiere
nicht nur Milch- und Molkereiprodukte in den Papststaat, sondern habe jüngst auch
die neuen Rüstungen der Schweizergardisten geliefert. Der auf historische Waffen spezialisierte
Handwerksbetrieb Schmidberger aus Molln in Oberösterreich habe die Papstgarde „für
die nächsten 500 Jahre“ ausgestattet, sagte Leitl. Der Vatikanstaat liefere seinerseits
Bücher, Briefmarken und Münzen, liturgische Kleidung und die eine oder andere Antiquität
nach Österreich.