2014-11-12 14:42:46

Ukraine: „Putin kann Rad der Zeit nicht zurückdrehen“


RealAudioMP3 Neue Gefechte in Donezk und religiöse Verfolgung auf der Krim: Die Lage im Südosten der Ukraine bleibt angespannt. Trotz Gesprächen und Friedensabkommen scheint sich die Lage nicht sonderlich verbessert zu haben. Der Krieg in der Ostukraine betrifft immer mehr auch die ökumenischen Beziehungen und Gespräche, auch in anderen Ländern, die eine ähnliche Situation wie in der Ukraine befürchten. Dies gelte beispielsweise in den skandinavischen Ländern, wie Jesuitenpater Christoph Hermann gegenüber Radio Vatikan sagt. Hermann arbeitet beim katholischen Newman-Institut im schwedischen Uppsala und ist Mitglied der skandinavischen Kommission für den Dialog von Katholiken und Orthodoxen. Der Jesuit hat auch ukrainische Vorfahren und kennt sich persönlich gut aus mit der aktuellen Situation in dem osteuropäischen Land. Es sei bedenklich, dass westeuropäische Staaten die Ukraine nicht mehr unterstützten, so der Geistliche:

„Andererseits gibt es in der ukrainischen Bevölkerung eine Enttäuschung, weil sie sich sagt, dass sie für die Freiheit gekämpft hat und für all das, wofür Europa eigentlich steht. Doch diese europäischen Länder seien nicht bereit, die Ukrainer zu unterstützen, damit das Land in jene Sphäre der Freiheit und Würde hineinkommen kann...“

Auf der Krim werden mittlerweile katholische Priester ausgewiesen bzw. erhalten von der russischen Führung dort keine Aufenthaltsbewilligung. Nicht-orthodoxe Geistliche werden in der Donbass-Region gezielt angegriffen und vertrieben. Dahinter stecke aber nicht ein religiöser Konflikt, so Hermann. Es gehe vielmehr darum, dass Russland eine Art „neue Sowjetunion“ aufbauen wolle.

„Ich glaube aber, dass es für Wladimir Putin sehr schwer sein wird, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Nach der Orangenen Revolution (des Jahres 2004, Anm. d. Red.) war es ja so, dass sich die Reformkräfte in der Ukraine nicht wirklich durchsetzen konnten. Auch die neuen Politiker waren korrupt bzw. in das alte System verwickelt. Mit der Maidan-Revolution ging es darum, dass die Leute es einfach nicht mehr ertragen konnten, dass eine kleine Gruppe von Oligarchen in Überfluss lebt, während die Bevölkerung völlig arm ist. Deshalb gab es auch von Seiten der Kirchen Unterstützung.“

25 Jahre nach dem Berliner Mauerfall sind gerade in den ehemaligen Ostblock-Ländern noch etliche Fragen offen.

„Putin hat ja selbst gesagt, dass einer der größten Fehler, die gemacht wurden, die Auflösung der Sowjetunion war. Beim jetzigen Konflikt geht es aber auch um russische innenpolitische Fragen. Es gibt einen ideologischen Unterbau – Russkij Mir genannt – der von der russisch-orthodoxen Kirche mitgetragen wird. Hinzu kommt auch die Ideologie des Eurasianismus, also dass man sich nach Westen ausbreiten darf. Ich glaube aber, es sind innenpolitische Gründe, die Putin bewegen. Es ist ja interessant, dass er Separatisten in der Ostukraine unterstützt – wohingegen die Autonomiebewegung in Sibirien, die es jetzt dort gibt, sehr schnell unterbunden wurde. Es geht also darum, Russland zusammenzuhalten und die Grenzen und Interessenssphären zu verschieben.“

(rv 12.11.2014 mg)








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