Libanon/Österreich: Schönborn würdigt Engagement der Kirche in Krisenlage
Kardinal Christoph Schönborn von Wien hat im Libanon an einer Konferenz über Demokratie
und Beteiligung von Christen in der arabischen Welt teilgenommen. In seinem Schlusswort
würdigte der Wiener Erzbischof in Bkerke bei Beirut die außergewöhnliche und schwierige
Versöhnungs-, Friedens-, Sozial- und Flüchtlingsarbeit der maronitischen Kirche im
Libanon. Schönborn hob insbesondere die Rolle des maronitischen Patriarchen Kardinal
Bechara Boutros Rai hervor, der Gastgeber der internationalen Tagung war. Auf Patriarch
Rais Schultern ruhten „eine enorme Last und Verantwortung", sagte Kardinal Schönborn.
Er sei beeindruckt von der großen Hoffnung, die Rai und seine Kirche vermittle. Es
sei wichtig, dass viele Besucher aus dem Westen diese christliche Hoffnung erlebten.
Demgegenüber sei es schwer, im Bereich der regionalen Politik Durchbrüche
aus den verhärteten Fronten zu erkennen, so der Wiener Erzbischof unter Bezugnahme
auf ein Gespräch, das er mit dem libanesischen Innenminister Ziyad Baroud geführt
hatte. Diese Begegnung war Teil des Programms der Konferenz der libanesischen Kirche
mit dem „International Catholic Legislators Network" (ICLN). Nach Bkerke gekommen
waren Parlamentarier aus Europa und Amerika. Kardinal Schönborn ist Mitinitiator und
Berater der Gruppe; Lojze Peterle (EU-Parlament) und Catherine Vierling (Frankreich)
wurden von ihm im Libanon für die Diskussionsleitung ausgewählt.
Der Wiener
Erzbischof informierte sich über den Ablauf der Massenvertreibungen, die IS-Dschihadisten
im nahen Syrien und Irak durchführten. Er forderte stärkere internationale Solidarität
mit dem Libanon, wo man sich einem für europäische Verhältnisse unvorstellbaren Flüchtlingsansturm
gegenübersehe. Bei der ICLN-Konferenz erörtert wurde vor diesem Hintergrund auch
das Problem einer fehlenden Trennung von Politik und Religion in den Ländern, die
sich als islamisch verstehen. Der Beiruter Erzbischof Paul Matar sagte, es müsse neue
Verfassungen geben, in denen allen Bürgern - gleich welcher Religion - die gleichen
Rechte zugesprochen werden.