2014-11-09 12:31:01

50 Jahre Pro Oriente in Wien – Es gibt keine Alternative zum Dialog


RealAudioMP3 Zum Dialog und zur Versöhnung gibt es keine Alternative, auch wenn es bis zur Einheit der Kirchen noch ein weiter Weg ist. Das betonte Patriarch Bartholomaios am Samstag in Wien beim Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum der ökumenischen Stiftung Pro Oriente. Neben dem Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen, nahm auch der koptisch-orthodoxe Patriarch Papst Tawadros teil, sowie Kardinal Kurt Koch, der im Vatikan für Ökumene zuständig ist. Die aktuellen weltweiten Herausforderungen, seien es soziale oder auch ökologische, würden aber die Zusammenarbeit aller christlichen Kirchen unabdingbar machen, so Patriarch Bartholomaios.

„Dank des bedeutenden Einsatzes von Organisationen und Institutionen wie Pro Oriente hat der Geist brüderlicher Liebe und gegenseitigen Respekts die alte theologische Polemik und das gegenseitige Misstrauen ersetzt. Natürlich sind wir ehrlich genug zuzugeben, dass noch vieles geschehen muss und der Weg dahin scheint manchmal lang und mühsam zu sein. Es gibt die umstrittenen theologischen Fragen nach dem Primat und der Kollegialität, die derzeit zur Verhandlung auf dem Tisch sind; und es gibt das delikate Problem des Uniatismus' das einmal zur Unterbrechung des Dialogs geführt hat: in Baltimore. Doch wir müssen bekennen, dass es keinen alternativen Weg als den Dialog gibt und die Versöhnung.“

Kardinal Koch lobte den „ökumenischen Königsweg", mit dem es Pro Oriente gelungen sei, in inoffiziellen Begegnungen die Ökumene in Gang zu bringen. Koch warnte zugleich vor der Gefahr, das in den vergangenen 50 Jahren in der Ökumene Erreichte zu vergessen und nur mehr von einer aktuellen Ermüdung zu sprechen.

„Die Geschichte von Pro Oriente zeigt, dass das Vorankommen und Gelingen von ökumenischen Dialogen weitegehend von den Menschen abhängt, die sich für ihn einsetzen. Das wird auch in Zukunft nicht anders sein. Die Förderung des theologischen und ökumenischen gebildeten Nachwuchses muss deshalb in der unmittelbaren Zukunft Priorität haben. Ich bin Pro Oriente sehr dankbar für die Gründung einer neuen Kommission von jungen orthodoxen und katholischen Theologen und Theologinnen, die sich mit den bisherigen Ergebnissen des offiziellen katholisch-orthodoxen Dialogs kritisch auseinandersetzen und in einer produktiven Unzufriedenheit mit dem Bisherigen und in einer kreativen Unruhe innovative Wege auskundschaften.“

Der koptische Papst-Patriarch Tawadros II. griff den Friedens- und Einheitsappell von Patriarch Bartholomaios auf. Gerade in jenen Ländern, wo Christen eine Minderheit sind, sei das gemeinsame Zeugnis der Einheit überlebensnotwendig. Auch Kardinal Christoph Schönborn betonte, dass die Not der verfolgten Christen eine ökumenische Herausforderung ist:

„Die Lage der Christenheit hat sich in vielen Teilen der Welt dramatisch verschlechtert, ist dramatisch schwerer geworden. Pro Oriente wird mit Blick auf die Zukunft vermehrt den Auftrag haben, auch eine Stimme jener Christen des Ostens zu sein, die keine Stimme erheben können, die unter Verfolgung leiden; und hier erweist sich, was ich gestern dem Herrn Bundespräsidenten gesagt habe: Pro Oriente ist nicht nur eine gute Idee, sondern auch ein Auftrag für Österreich, ein Auftrag für die katholische Kirche und die Ökumene in Österreich, eine Stimme zu sein für die Brüder und Schwestern, die für ihren Glauben das Kreuz tragen.“

Die Stiftung Pro Oriente wurde vom Wiener Kardinal Franz König noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils am 4. November 1964 in Wien begründet. Pro Oriente arbeitet seither auf wissenschaftlicher Ebene und durch „Reisediplomatie“ an der Überwindung der Spaltung zwischen Römisch-Katholischer Kirche und Orthodoxen bzw. Orientalisch-Orthodoxen Kirchen. Viele offizielle ökumenische Übereinkünfte gehen auf Aktivitäten der Stiftung zurück.

(kap 09.11.2014 mc)







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