2014-11-08 11:48:45

Kustos im Heiligen Land: Pulverfass Tempelberg


RealAudioMP3 In Jerusalem ist am Freitag ein weiteres Opfer der Amokfahrt vom Mittwoch seinen Verletzungen erlegen. Nach Angaben der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ handelt es sich um den 17-jährigen Shalom Badani, Enkel eines Rabbiners der ultraorthodoxen Schas-Partei. Oberrabbiner Jitzhak Josef untersagte Juden in einer Rede bei der Beisetzung, das Areal der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee zu betreten. In Zusammenhang mit Besuchen nationalistischer Israelis auf dem Tempelberg kommt es seit Wochen zu Gewalt zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. Durch die Amokfahrt eines 38-jährigen Palästinensers sind am Mittwochmorgen 14 Passanten teils schwer verletzt worden. Eines der Opfer, ein Grenzschutzbeamter, starb wenig später im Krankenhaus. Der Fahrer wurde von Polizisten erschossen.

Die Lage auf dem Jerusalemer Tempelberg ist in jeder Hinsicht „explosiv“, urteilt der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, gegenüber Radio Vatikan. Die Lage sei so kompliziert und komplex, dass es noch etliche Zeit brauchen werde, um überhaupt „ertragreiche Dialoge“ führen zu können, so Pizzaballa.

„Es gibt in Jerusalem verschiedene Gruppen und Voraussetzungen: Es gibt den Status quo unter den Christen, es gibt die bisherigen alten Regelungen der Al-Aksa-Moschee, und es gibt die verschiedenen israelischen Haltungen. Bei den Christen geht es um zwischenkonfessionelle Auseinandersetzungen, und wir sind auch eine Minderheit hier. Aber immerhin verläuft der Dialog zwischen uns Christen einigermaßen ruhig.“

Anders sei es das zwischen Israelis und Palästinensern, die aus historischen, politischen und auch religiösen Gründen im Clinch stünden.

„Die Status quo-Frage auf dem Tempelberg, der für Christen, Muslime und Juden eine Heilige Stätte bedeutet, ist eine – ich würde sagen – explosive Angelegenheit. Neben der Vernunft mischen sich historische Empfindlichkeiten ein. Und da geht es mehr als nur um religiöse oder soziale Aspekte. Sicherlich muss sich da was ändern, aber dazu braucht es Zeit! Und es ist auf jeden Fall falsch, wenn jemand versucht, Fakten zu schaffen.“

(rv/kna 08.11.2014 mg)







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