In Jerusalem ist am
Freitag ein weiteres Opfer der Amokfahrt vom Mittwoch seinen Verletzungen erlegen.
Nach Angaben der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ handelt es sich um den 17-jährigen
Shalom Badani, Enkel eines Rabbiners der ultraorthodoxen Schas-Partei. Oberrabbiner
Jitzhak Josef untersagte Juden in einer Rede bei der Beisetzung, das Areal der Jerusalemer
Al-Aksa-Moschee zu betreten. In Zusammenhang mit Besuchen nationalistischer Israelis
auf dem Tempelberg kommt es seit Wochen zu Gewalt zwischen Palästinensern und israelischen
Sicherheitskräften. Durch die Amokfahrt eines 38-jährigen Palästinensers sind am Mittwochmorgen
14 Passanten teils schwer verletzt worden. Eines der Opfer, ein Grenzschutzbeamter,
starb wenig später im Krankenhaus. Der Fahrer wurde von Polizisten erschossen.
Die
Lage auf dem Jerusalemer Tempelberg ist in jeder Hinsicht „explosiv“, urteilt der
Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, gegenüber Radio
Vatikan. Die Lage sei so kompliziert und komplex, dass es noch etliche Zeit brauchen
werde, um überhaupt „ertragreiche Dialoge“ führen zu können, so Pizzaballa.
„Es
gibt in Jerusalem verschiedene Gruppen und Voraussetzungen: Es gibt den Status quo
unter den Christen, es gibt die bisherigen alten Regelungen der Al-Aksa-Moschee, und
es gibt die verschiedenen israelischen Haltungen. Bei den Christen geht es um zwischenkonfessionelle
Auseinandersetzungen, und wir sind auch eine Minderheit hier. Aber immerhin verläuft
der Dialog zwischen uns Christen einigermaßen ruhig.“
Anders sei es das
zwischen Israelis und Palästinensern, die aus historischen, politischen und auch religiösen
Gründen im Clinch stünden.
„Die Status quo-Frage auf dem Tempelberg, der
für Christen, Muslime und Juden eine Heilige Stätte bedeutet, ist eine – ich würde
sagen – explosive Angelegenheit. Neben der Vernunft mischen sich historische Empfindlichkeiten
ein. Und da geht es mehr als nur um religiöse oder soziale Aspekte. Sicherlich muss
sich da was ändern, aber dazu braucht es Zeit! Und es ist auf jeden Fall falsch, wenn
jemand versucht, Fakten zu schaffen.“