Die irakischen Bischöfe sind zum ersten Mal mit dem neuen Ministerpräsidenten Haider
al-Abadi zusammengetroffen. Der Regierungschef, der seit September im Amt ist, unterstrich
bei der Begegnung die Bürgerrechte der Christen. Der chaldäisch-katholische Patriarch
Mar Louis Raphael I. Sako, der die Bischofsdelegation anführte, betonte, al-Abadi
habe während des 40-minütigen Gesprächs mehrfach erklärt, dass er sich persönlich
für „Schutz und Verteidigung“ der christlichen Bürger verantwortlich fühle. Der Ministerpräsident
habe den Exodus der Christen bedauert, der „einen schweren Verlust für die ganze Nation“
darstelle, so Sako gegenüber Radio Vatikan.
Die Bischöfe hätten den Ministerpräsidenten
gebeten, mit allen Mitteln die Befreiung der von der Terrormiliz „IS“ besetzten Gebiete
im nördlichen Irak zu betreiben, berichtete der chaldäische Patriarch. Al-Abadi habe
„mit viel Realismus“ darauf hingewiesen, dass die militärische Intervention allein
nicht genügen werde. Auf lange Sicht müsse man einen Prozess in Gang setzen, der „die
Wurzeln des Phänomens“ beseitigt und das Gesicht eines „offenen und die Rechte aller
Menschen respektierenden“ Islam sichtbar macht.
Polizeipatrouillen zugesagt
Bei
der Begegnung mit al-Abadi seien auch die „jüngsten Gewalttaten“ gegen Christen in
der irakischen Hauptstadt - Entführungen, Raubüberfälle, Versuche zur „Besetzung“
von Wohnungen - zur Sprache gekommen, so Patriarch Sako. Der Schiit Al-Abadi habe
zugesagt, dass die Polizei- und Militärpatrouillen in den von Christen bewohnten Vierteln
verstärkt würden. Auch soll ein weiterer christlicher Minister in die Regierung berufen
werden.
Derweil hat die Terrorgruppe IS offenbar die syrisch-orthodoxe St.-Ephrem-Kirche
in Mossul in eine Moschee umgewandelt. Der Kirchenkomplex ist nach diesen Berichten
bereits im Juli, einen Monat nach der Eroberung Mossuls durch „IS“, zum Sitz des regionalen
Mujaheddin-Rates gemacht worden. Sämtliche Christen sind in den Tagen nach der Einnahme
der Stadt aus Mossul und seiner Umgebung geflüchtet.