Papst Franziskus – ein Kommunist? „Ich bitte Sie.“
Papst Franziskus – kommunistisch? „Ich bitte Sie.“ Der Kanzler der Päpstlichen Akademie
für Wissenschaften, Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, rückt einen Eindruck zurecht,
das einige Medien in Nachklang der Begegnung des Papstes mit Vertretern sogenannter
Volksbewegungen verbreitet haben. „Keine Familie ohne Dach überm Kopf! Kein Bauer
ohne Land! Kein Arbeiter ohne Rechte! Kein Mensch ohne die Würde, die das Arbeiten
verleiht!“, hatte Franziskus in seiner Rede vor den Angehörigen der Volksbewegungen
gesagt, die er in der Alten Synodenaula im Apostolischen Palast empfing. Bischof Sanchez
Sorondo:
„Der Papst hat selbst gesagt, er werde beschuldigt, kommunistisch
zu sein, hat aber hinzugefügt, in Wirklichkeit seien es die Kommunisten, die dem Evangelium
folgen… Natürlich nicht in ihrem Klassenkampf. Es ist doch interessant zu sehen, wie
diese Volksbewegungen versuchen, die Soziallehre der Kirche zu befolgen ohne irgendeine
Haltung der Revolution im Sinn von Gewalt.“
Seines Wissens sei es das erste
Mal, dass Volksbewegungen im Vatikan empfangen wurden, fuhr der argentinische Bischof
fort. Und das sei positiv:
„Wenn man den Ausgeschlossenen nicht die Tür
öffnet, wenn man sie nicht hört, riskiert man, Gewalt zu säen!“
Die Arbeit
der Volksbewegungen sei „ein Segen für die Menschheit“, sagte Papst Franziskus im
Vatikan den Aktivisten. Sie waren zu einem dreitägigen Kongress nach Rom gekommen,
den Franziskus selbst abgeregt hatte. Ausgerichtet wurde das Treffen vom Päpstlichen
Rat für Gerechtigkeit und Frieden sowie von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
Volksbewegungen sind in Lateinamerika weit verbreitet; sie verstärken die Stimme der
Armen und Entrechteten in gesellschaftlichen Prozessen, die ansonsten oftmals die
Interessen der Ökonomie in den Vordergrund stellen. Bischof Sanchez Sorondo:
„Die
Volksbewegungen sind ein Zeichen dessen, was in der Welt geschieht. Sie stimulieren
uns, sie lassen uns die Wirklichkeit von heute besser verstehen. Sie zeigen, was geschieht
in einer Gesellschaft wie der unseren, wo man sich ausschließlich um den Profit sorgt
und den Menschen beiseitelässt. So sind die Volksbewegungen wirklich ein Zeichen gegen
das, was der Papst die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ nennt.“