2014-10-27 11:01:50

D: „Im schlimmsten Fall Spott“


Der frühere Direktor am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen, Hartmut Lehmann, kritisiert die Vorbereitungen auf die Fünfhundertjahrfeier der Reformation im Jahr 2017. Die Evangelische Kirche Deutschlands – kurz EKD – habe weder den Lutherischen Weltbund noch Freikirchen oder reformierte Kirchen in den Niederlanden und der Schweiz in die Vorbereitungen mit einbezogen; damit stelle sich die Frage, inwieweit „2017 in einem internationalen Rahmen begangen werden kann“. Das schreibt Lehmann in einem Aufsatz in der Frankfurter Allgemeinen vom Montag. Die „Aufgabe, das anstehende Jubiläum in der Gesellschaft zu verankern“, sei zwar „gewaltig“. Doch Deutschlands evangelische Kirche habe „kein entsprechendes Programm entwickelt“.

Lehmann kritisiert auch, dass die EKD weder „konfessionsübergreifende Gesprächskreise“ noch „transreligiöse Tagungen“ plane und auf katholische Angebote zu einem gemeinsamen Reformationsgedenken kaum eingehe. Die EKD-Schrift „Rechtfertigung und Freiheit“ stoße Katholiken vor den Kopf und sei „ein Zeugnis der Abgrenzung, nicht der Öffnung“. „Indem diese Schrift evangelische Kernbotschaften zu formulieren versucht, wendet sie sich zunächst und vor allem an die evangelische Kerngemeinde, also an die fünf Prozent aktiver Kirchenchristen innerhalb des Protestantismus.“ Lehmann sieht die Gefahr, „dass nach zehn Jahren Lutherdekade mit Hunderten von Veranstaltungen und Events im Jahr 2017 das Thema Luther in der breiteren Öffentlichkeit nur noch auf Desinteresse stoßen wird, im schlimmsten Fall auf Ablehnung und Spott“.

(faz 27.10.2014 sk)








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