Das neue Parlament
in Kiew soll Korruption und Populismus bekämpfen. Das hofft das Kirchenoberhaupt der
mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw
Schewtschuk. Im Gespräch mit Radio Vatikan geht er auf die Parlamentswahlen von diesem
Sonntag ein, die von der schwierigen Lage im Donbas (Ostukraine) geprägt sind.
„Meine
Botschaft richtet sich sowohl an die Wähler als auch an die Kandidaten: vor allem
ist es wichtig, dass sich alle gegen die Korruption einsetzen. Aus Wählersicht heißt
das, seine Stimme nicht für Geld zu verkaufen. Falls ein Politiker Geld für seine
Stimme anbietet, dann empfehle ich ihn nicht zu wählen, weil er doch nicht in der
Lage ist, auf jener moralischen Ebene zu sein, die ein demokratisches Land wie die
Ukraine braucht.“
Vergangenen Freitag konnten die Parteien das letzte Mal
öffentlich für Stimmen werben. Am Tag vor der Wahl ist dies nämlich untersagt. Der
Wahlkampf der Ex-Sowjetrepublik war themenarm. Das sagen die Politologen des Landes.
Weder der Kampf gegen prorussischen Separatisten im Osten, noch die Annektierung der
Krim durch Russland wurden ausgiebig diskutiert. Den Politikern, die zur Wahl stehen,
empfahl der Kiewer Großerzbischof, auf eine „konstruktive und inhaltreiche Regierung“
hinzuarbeiten.
„Wir müssen alle gegen Populismus sein, weil unsere Politiker
manchmal so übertriebene Versprechen äußern, die sie nicht einhalten können. Das ist
doch eine unwürdige Weise, sich beliebt zu machen. Es ist falsch, den Menschen das
zu sagen, was sie hören wollen, wohlwissend, dass diese Versprechen niemals eingehalten
werden können. Wir müssen stattdessen alles daran setzen, für eine freie und einheitliche
Ukraine einzustehen.“
Hilarions „Fiasko“
Großerzbischof
Schwetschuk nahm in der Pressekonferenz vor dem Interview mit Radio Vatikan auch Bezug
zum jüngsten Auftritt des russisch-orthodoxen Metropoliten Hilarion bei der Synode
im Vatikan und sprach wörtlich von einem „Fiasko“. Papst Franziskus sei „perplex“
über das Verhalten Hilarions gewesen, und sogar die vom Papst eingeladenen anderen
orthodoxen Vertreter - etwa Metropolit Athenagoras aus dem Phanar in Istanbul - hätten
ihr Erstaunen über das respektlose Verhalten des Außenamtsleiters des Moskauer Patriarchats
zum Ausdruck gebracht, so Schewtschuk. Metropolit Hilarion, Leiter des Außenamts des
Moskauer Patriarchats, hatte bei der katholischen Weltbischofssynode im Vatikan am
Donnerstag scharfe Kritik an der griechisch-katholischen Kirchenführung geübt. Er
rief Schewtschuk auf, damit aufzuhören, "eine geeinte einzige Ortskirche in der Ukraine"
zu fordern.
CCEE-Treffen in Lviv( (Lemberg)
Schewtschuk
äußerte sich am in einer Presskonferenz in Lviv (Lemberg) zum Auftakt des Jahrestreffens
der 14 katholischen Ostkirchen. Bis Sonntag beraten in Lemberg die Bischöfe der Ostkirchen
unter dem Dach des CCEE (Rat der Europäischen Bischofskonferenzen) über Ökumene, ihre
Sendung in der europäischen Gesellschaft und über den aktuellen Konflikt in der Region.
Den Veranstaltungsort Lemberg wählten die Ostkirchen mit Blick auf den bevorstehenden
25. Jahrestag der offiziellen Wiedererrichtung der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen
Kirche in der Ukraine.