Argentinien: „Wir können doch nicht gleichgültig bleiben“
Die Bischöfe rufen alle argentinischen Katholiken dazu auf, bei der Suche nach Kindern
von sogenannten ‚Desaparecidos’ mitzuhelfen. Die ‚Desaparecidos’ waren Oppositionelle,
die das argentinische Militärregime zwischen 1976 und 1983 ‚verschwinden’ ließ – daher
der Name. Ihre Zahl geht in die Tausende. Kinder der ‚Verschwundenen’ wurden in der
Regel zur Adoption freigegeben oder in regime-affinen Familien untergebracht, oft
ohne dass sie von ihrer eigentlichen Herkunft wußten. Die Rede ist von mindestens
500 Fällen. Es sei bedauerlich, dass seit fast vierzig Jahren ein Mantel des Schweigens
und der Komplizenschaft über diesen Vorgängen liege, sagte Bischof Jorge Deuardo Lozano
am Mittwoch einer Tageszeitung. Lozano leitet die Kommission für Sozialpastoral der
Argentinischen Bischofskonferenz.
Etwa 400 Familien suchen landesweit noch
nach Enkelkindern, deren Eltern vom Regime beiseitegeschafft worden sind. Bischof
Lozano fordert alle, die über relevante Informationen verfügen, auf, diese auf den
Tisch zu legen. Nicht nur Lügen sei unmoralisch, sondern auch die Wahrheit zu verschweigen.
„Wir können doch nicht gleichgültig bleiben angesichts dieser Realität, die uns alle
verletzt.“
Der Präsident der Bischofskonferenz, José Maria Arancedo, hat unlängst
die Vorsitzende des Vereins „Großmütter der Placa de Mayo“, Estela de Carlotto, empfangen
und ihr die Unterstützung der Kirche zugesagt. Im vergangenen Jahr hatte de Carlotto
auch Papst Franziskus in Rom getroffen. Menschenrechtler konnten im vergangenen August
Einsicht in kirchliche Taufregister und ähnliche Aufzeichnungen nehmen.
(rv
24.10.2014 sk)
Unser undatiertes Foto zeigt die Verhaftung von Jugendlichen
in Buenos Aires während der Militärdiktatur.