Abschlusstext der Bischofssynode: Sehen, urteilen, handeln
„Ein ehrlicher Blick
auf die Meinungen innerhalb der weltweiten Kirche“: So charakterisierte ein Beobachter
der Bischofssynode nach der Pressekonferenz das Abschlussdokument und den Weg dahin.
Die Synodenteilnehmer hatten zuvor am Samstagnachmittag den Text des abschließenden
Dokumentes Abschnitt für Abschnitt abgestimmt.
Was steht in dem Dokument?
In
62 Abschnitten wird das Thema der Familie ausgiebig behandelt. Vor einem Jahr hatte
es einen Fragebogen gegeben, in dem die Weltkirche sich zum Thema äußern sollte, die
Ergebnisse waren in das Vorbereitungsdokument eingeflossen. Nach einer Woche Debatte
in der Vollversammlung waren die Ergebnisse in einem Zwischenbericht zusammen gefasst
worden, der wiederum wurde Grundlage für die Beratungen der zweiten Woche, welche
in Arbeitsgruppen stattfanden. Auf Grund der Eingaben und Änderungsvorschläge wurde
von einer Redaktionsgruppe das Abschlussdokument erstellt, das nun die Grundlage für
die Beratungen und Prozesse des kommenden Jahres sein soll, so hat es der Papst entschieden. Der
Text hat drei Teile, die einen Dreischritt bilden: Das Hören, der Blick auf Christus
und die Auseinandersetzung in der Praxis. Besonders die ersten beiden Teile sind im
Vergleich mit dem Zwischenbericht ausgiebig ergänzt worden, viele Absätze sind völlig
umgeschrieben worden. Nach ihrer Reaktion nach der Verlesung des Textes befragt äußerten
sich viele Kardinäle zufrieden mit den Änderungen, der Text sei „sehr viel besser“
geworden, äußerten sich etwas gegenüber Radio Vatikan die Kardinäle Müller, Kasper,
Nichols und Napier.
Sehen, urteilen, handeln
Der erste Teil widmet
sich der Realität, in der Familien heute leben. Dem Wunsch der Synodenteilnehmer gemäß
wurde aber der Schwerpunkt anders gesetzt: Nicht die Schwierigkeiten und Probleme
sollten den Ausgangspunkt bilden, sondern das Gute, was Familie ist und sein kann.
In diesem Teil gab es nur wenige Gegenstimmen. Der zweite Teil widmet sich der
theologischen und geistlichen Einordnung. Die deutlichste Änderung hier liegt im Wegfall
des Konzeptes der Gradualität, der zu Beginn der Synode viel diskutiert wurde. Aus
den Debatten wurde deutlich, dass dieses Konzept noch viel mehr Nachdenken braucht,
um festzustellen, ob es theologisch auch Tragfähig ist. Deswegen fällt es aus dem
abschließenden Dokument fast vollständig heraus. Der Text bestätigt noch einmal
die Grundaussagen zur Ehe, etwa die Offenheit für das Leben und die Unauflöslichkeit.
Insgesamt ist der Text auch biblischer geworden, die Bezüge auf die Schrift bilden
das Rückgrat für die Lehre der Kirche von Ehe und Familie.
Mutige pastorale
Entscheidungen
Im dritten Teil geht es dann um die Pastoral, dies ist der
längste Teil des Dokumentes, es geht darum, wie in den konkreten Umständen die frohe
Botschaft von der Familie verkündet werden kann. Neu dazugekommen ist auf Anregung
der Synodenteilnehmer ein Absatz über die Vorbereitung der Eheleute und die Begleitung
der Familien, Ehe sei kein Ereignis, sondern ein lebenslanger Prozess, hatte es immer
wieder geheißen. Das spiegelt sich in dem Dokument wieder. In diesem Teil geht es
auch um die „verwundeten Familien“, Familien in Schwierigkeiten, zerbrochene Familien,
und es geht um nicht sakramental geschlossene Ehen. Eine überwältigende Mehrheit bekam
der Absatz, in dem von der „Notwendigkeit mutiger pastoraler Entscheidungen“ und „neuen
pastoralen Wegen“ die Rede ist (45). Eine absolute aber nicht die notwendige Mehrheit
von zwei Dritteln hingegen bekamen zwei Absätze, die sich mit wiederverheirateten
Geschiedenen (52 und 53) befassen. Auch der Absatz, in dem die katholische Lehre von
Ehe im Zusammenhang mit Homosexualität anhand des Katechismus erläutert wurde, bekam
keine Mehrheit (55).
Wie geht es weiter?
Das Dokument ist ein
Arbeitsdokument, das machte Papst Franziskus zum Abschluss der Versammlung der Bischofssynode
noch einmal deutlich. Als nächstes sind die Bischofskonferenzen am Zug, danach geht
es auf die kommende Versammlung der Bischöfe im Oktober des kommenden Jahres zu. Auch
hier wird die frohe Botschaft von der Familie wieder das Thema sein.
Anmerkung:
Noch
gibt es keine offizielle Übersetzung des Dokumentes. Wir werden sie nachreichen, sobald
sie erstellt ist.