Papstpredigt: Glaubensbekenntnis allein genügt nicht
Für den anderen da
sein ist wichtiger als das Glaubensbekenntnis auswendig zu können. Das betonte der
Papst an diesem Dienstag bei der Frühmesse im Vatikan. Das christliche Leben sei „kein
Schein-Glauben“, so der Papst. Vielmehr sei der christliche Glaube geprägt davon,
Armen und Benachteiligten zu helfen. „Sein statt Schein“, fuhr Franziskus fort. Ausgehend
vom Tagesevangelium nach Lukas, in der ein Pharisäer Jesus kritisiert, weil dieser
vor dem Essen nicht die Hände wusch, wie es das religiöse Gesetz vorsah, sagte der
Papst:
„Jesus verurteilt diese Kosmetik-Spiritualität, also schön und gut
nach außen zu wirken, aber die innere Wahrheit ist etwas anderes! Jesus verurteilt
jene, die höflich sind aber schlechte Gewohnheiten pflegen, also jene Gewohnheiten,
die man nicht machen sollte und versteckt trotzdem macht. Das Äußere mag stimmen,
wenn Leute auf den Plätzen herumspazieren und sich allen als Betende zeigen und so
tun als ob sie beim Fasten ein bisschen leiden… Der Herr benützt gegenüber dem Pharisäer
zwei wichtige Stichwörter: Raubgier und Bosheit.“
Beim Matthäus-Evangelium
spricht Jesus in einer ähnlichen Stelle von „weißgestrichenen Grabstätten“, von schlechten
Gewohnheiten, die wie Abfall seien. Auch in der Zweiten Lesung aus dem Brief Paulus
an die Galater geht dieser auf die Bindung zu dem Gesetz ein, das für viele wichtiger
sei als die Nächstenliebe.
„Doch was zählt ist der Glaube. Und welcher Glaube?
Nun, jener, der durch die Nächstenliebe arbeitsam macht. Das ist das, was Jesus dem
Pharisäer sagt. Es geht also nicht nur darum, das Glaubensbekenntnis auswendig aufsagen
zu können. Wir alle glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist… wir glauben
an das Ewige Leben… aber das allein genügt nicht, sonst folgt der Stillstand. Was
zählt ist der Einsatz mit Jesus Christus, indem man Armen hilft. Wichtig ist, sich
von Geld zu lösen, also der Vergötterung des Geldes. Jede Gier entfernt uns von Gott.“
Franziskus
erinnerte an das Leben des ehemaligen Jesuiten-Generals aus den 60er/80er Jahren,
Pater Arrupe: Eines Tage lud ihn eine Frau zu sich ein, um ihn eine Spende zu überreichen
für die Japan-Mission der Jesuiten. Die Übergabe des Geldes fand an der Türschwelle
statt, vor einer Traube von Journalisten und Fotografen. Pater Arrupe habe sich für
diese Geste sehr geschämt und als er das Kuvert öffnete waren nur zehn US-Dollar drin.
„Jesus
rät uns aber, kein Trommelwirbel zu verursachen, wenn wir etwas Gutes tun. Einen zweiten
Ratschlag: gebt nicht nur das weiter, was übrig bleibt. Diese alte Frau gab nur wenig,
aber das war alles was sie hatte. Jesus würdigte sie dafür. Diese alte Frau hat ihre
Spende versteckt gemacht, vielleicht weil sie sich schämte, nicht mehr geben zu können.“