2014-10-13 10:37:38

Ukraine: „KZs, Massengräber, Todeslisten“


RealAudioMP3 „Islamischer Staat“ und Ebola haben eines erreicht: Die Krise in der Ostukraine ist in die hinteren Spalten der Tageszeitungen gerutscht. Dabei kommt es immer noch täglich zu Verletzungen des Waffenstillstands von Minsk; in Donezk kommen Zivilisten ums Leben. Am 16. Oktober wollen sich die Präsidenten der Ukraine und Russlands, Petro Poroschenko und Wladimir Putin, treffen, um über die Dauerkrise zu sprechen. „Wir leben heute in der Ukraine in drei verschiedenen Welten“, sagt der Großerzbischof von Kiew, Swjatoslav Schewtschuk, in einem Interview mit Radio Vatikan:

„Zunächst einmal der große Schmerz: die Toten jeden Tages. Im Monat seit Bestehen der Waffenruhe sind über fünfzig ukrainische Soldaten und viele Zivilisten getötet worden; auch auf internationaler Ebene ist es nicht gelungen, von der Waffenruhe zu einem echten Frieden überzugehen. Das Zweite ist die Sehnsucht nach Freiheit und Würde. Wir sehen in den Gebieten an der russischen Grenze neue Konzentrationslager, neue Massengräber, es zirkulieren Listen mit den Namen von Menschen, die eliminiert werden sollen! Aber drittens: Hoffnung. Diese neue Ukraine, die gerade aus all dem Leiden entsteht, ist eine Gesellschaft, die Ukrainer, Russen, Juden, Polen, Ungarn, einfach alle, die in der Ukraine leben, mit einschließt: Katholiken, Orthodoxe, Muslime, Protestanten, Juden. Da entsteht eine neue Nation, das gibt uns wirklich große Hoffnung.“

Auf das Wort „Hoffnung“ reimt sich allerdings das Meiste nicht, was die Ukrainer im Moment erleben. Das weiß auch der griechisch-katholische Kirchenmann. Er spricht von einer halben Million Flüchtlingen im Land; damit werde die Ukraine nicht alleine fertig. Klar ist: Solange es Putin von Russland aus gelingt, die Ukraine notorisch instabil zu machen, ist gar nichts gelöst.

„Man sollte, finde ich, jede Anstrengung machen, um einen Frieden zu vermitteln – damit das Feuer nicht auf der Ebene der Absichtserklärungen eingestellt wird, sondern in der Praxis! Das wäre der erste Schritt. Und dann muss man unterstreichen, dass die Ukraine die Integration in die Europäische Union gewählt hat – wir sind ein europäisches Land, und als solches wollen wir anerkannt und verteidigt werden!“

(rv 13.10.2014 sk)








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