Bischof Genn: Priester in Deutschland zentral ausbilden
Die katholische Priesterausbildung in Deutschland sollte nach Auffassung des Münsteraner
Bischofs Felix Genn an wenigen Standorten konzentriert werden. In den Einrichtungen
der 27 Diözesen gebe es „bei weitem nicht“ so viele Theologiestudenten, wie sie künftig
für die Seelsorge gebraucht würden, sagte Genn am Samstag in Eichstätt. Mancherorts
seien die Lerngruppen inzwischen viel zu klein. Daher sei es notwendig, „sich endlich
zu entscheiden, einige wenige größere Seminare in Deutschland zu bilden“. Nur so könnten
angehende Priester kirchliche Gemeinschaft erfahren und notwendige gruppendynamische
Prozesse durchlaufen.
Der in der Deutschen Bischofskonferenz für kirchliche
Berufe zuständige Bischof regte außerdem an, in den Seminaren andere Studenten mitwohnen
zu lassen, „die gar nicht beabsichtigen, Priester zu werden“. Dies könnten etwa
allgemein an christlichem Leben interessierte Personen sein. Genn äußerte sich zum
450-jährigen Bestehen des ältesten deutschen Priesterseminars in Eichstätt. An den
Feiern nahmen auch der emeritierte Kurienkardinal Paul Josef Cordes als Sondergesandter
von Papst Franziskus und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola
Eterovic, teil.
In den deutschen Bistümern geht die Zahl der Priesteramtsanwärter
seit Jahren zurück. 2013 bereiteten sich 649 Männer auf diesen Beruf vor. Zehn Jahre
zuvor waren es noch 50 Prozent mehr. Es gibt bereits einige überdiözesane Priesterseminare,
etwa in Erfurt, sowie Seminare, in denen nicht nur Priesteramtskandidaten wohnen.
Manche Diözesen kooperieren in einzelnen Ausbildungsphasen. Das Eichstätter Seminar
beherbergt zunehmend auch Kandidaten aus dem Ausland, die aber anschließend in ihre
Heimatländer zurückkehren.
In seinem Festvortrag verwies Bischof Genn auf einen
„fundamentalen Umbruch“ der Kirche in Deutschland. Dieser zeige sich auch in den Lebenswegen
der angehenden Priester. Viele von ihnen verfügten nicht mehr über eine „gradlinig
verlaufende religiöse Sozialisation“ oder stammten aus gebrochenen Familienverhältnissen.
Mitunter lasse „die menschliche Reifung sehr zu wünschen übrig“.