Die Führer des Islam müssen nach den Worten von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin
die Terrormiliz „Islamischer Staat" (IS) deutlicher verurteilen und die Religionsfreiheit
entschiedener verteidigen. Es gehe nicht nur darum, den Anspruch der Terroristen auf
Bildung eines „Kalifats" in Syrien und Irak zurückzuweisen, sagte Parolin der Vatikanzeitung
„Osservatore Romano" (Samstag). Vielmehr müssten die islamischen Führer „in umfassenderer
Weise die menschenunwürdigen Taten, die von den Extremisten verübt werden, verurteilen,
etwa die Tötung von Menschen nur wegen ihrer Religionszugehörigkeit".
Islamische,
jüdische und christliche Vertreter können und müssen nach Ansicht Parolins eine fundamentale
Rolle für den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen spielen. Niemand dürfe die
Religion instrumentalisieren, um Gewalt zu rechtfertigen. Ein Töten im Namen Gottes
sei ein Sakrileg. „Welche Glaubwürdigkeit haben die Religionen, ihre Anhänger und
Häupter andernfalls?", so der Kardinalstaatssekretär. „Welche Glaubwürdigkeit könnte
der interreligiöse Dialog dann noch haben, der in den vergangenen Jahren gesucht wurde?"
Parolin äußerte sich mit Blick auf das Konsistorium, das Papst Franziskus
am 20. Oktober zur Eskalation im Nahen Osten einberufen hat. Dabei werden die in Rom
anwesenden Kardinäle gemeinsam mit den Patriarchen der katholischen Ostkirchen über
die Lage und über mögliche Wege zu einem Ende der Gewalt beraten.