2014-10-08 15:00:47

Österreich, der Vatikan und der Dritte Weltkrieg


RealAudioMP3 „Krieg ist Wahnsinn“: Dieser Satz, den Papst Franziskus in Redipuglia an der Gedenkstätte für die Opfer des I. Weltkriegs sprach, hat Österreichs Botschafter beim Heiligen Stuhl dazu bewogen, in Rom eine Tagung über kirchliche Friedenspolitik einst und heute auszurichten. „Die Waffen nieder! Lernen aus der Geschichte des Ersten Weltkriegs – Frieden zwischen politischer Realität und Utopie“ fand an diesem Mittwoch im Österreichischen Kulturforum in Rom statt. Anlässlich der Tagung sprachen wir mit Botschafter Alfons Kloss.

„Wir wollten eine Bestandaufnahme machen nicht über die historischen Begebenheiten, die Abläufe des Krieges, Dinge, die schon oft behandelt wurden, sondern wir wollen ganz konkret uns der Frage widmen, warum war damals Friede nicht möglich, und welche Initiativen hat es gegeben. Der zweite Teil gilt dem Thema Friede heute – wie kann man sich in welchen Bereichen für den Frieden einsetzen. Man braucht heute nicht lange nachzudenken, wie komplex und schwierig die Situation international ist mit Kriegen und Terrorakten. Denn ich sehe dieses Symposion auch als Verstärkung der Botschaft dieses Papstes, die er uns in Redipuglia so eindrucksvoll mitgegeben hat: Der Krieg ist Wahnsinn.“

Während des I. Weltkriegs regierte Papst Benedikt XV. Er gilt heute als erster Friedenspapst. Die diplomatische Maschinerie war damals schon überraschend artikuliert, noch sehr viel mehr ist sie das heute unter Papst Franziskus. Franziskus hat von einem Dritten Weltkrieg gesprochen, der auf fragmentiertere Weise als damals vor hundert Jahren heute am Wirken sei. Welche Macht hat real das diplomatische Wirken des Papstes heute, um Kriege zu mildern oder gar nicht erst aufkommen zu lassen?

„Ich glaube, sein Wort hat sehr großes Gewicht, sein Bild von dem Weltkrieg in Teilen ist eines, das die Leute aufrütteln soll. Dass man nicht genug zur Kenntnis nimmt, wie bedrohlich die Lage ist, zugleich wie ernst man die Lage nehmen muss, wie ernst jeder der einzelnen Konflikte auch genommen werden muss im Versuch, für eine diplomatische Friedenslösung voranzukommen. Ich denke, der Papst mit seinem starken Appell löst auch eine Bewusstseinsentwicklung aus bei den Staaten - in der Öffentlichkeit ohnedies -, dass hier mehr getan werden muss und dass die Bemühungen auch ein tägliches Unternehmen sind. Der Friede fällt einem nicht in den Schoß, sondern, wie auch der Papst sagte: Um den Frieden zu erreichen, müssen wir wie Handwerker arbeiten, uns Tag für Tag dafür einsetzen. Das ist auch die Botschaft für die bemühten Diplomaten und Politiker, die versuchen müssen, hier zu Lösungen zu kommen.“

Franziskus hat mehrere Appelle gesetzt für Frieden. Was komplett im Stillen abläuft, ist die kleinteilige Arbeit der Diplomatie. Für wie wirkmächtig halten Sie das, was hinter den Kulissen an päpstlicher Diplomatie abläuft in Sachen Friedenspolitik?

„Persönlich sehe ich aus meiner Erfahrung hier in Rom, dass die päpstliche Diplomatie überaus wirkungsvoll ist; sie wirkt in vielen Bereichen hinter den Kulissen, und ich würde sagen, das ist auch ihre Stärke. Wir leben in einer Gesellschaft, wo ansonsten in der Öffentlichkeit vieles sich immer reflektieren muss in einer medialen Darstellung. Hier hat der Heilige Stuhl eine besondere Situation, da er mit seiner eigenen Art, die Sachen anzugehen, auch im Stillen, sehr bemüht ist und sehr deutlich wirkt um die Friedensbemühungen voranzubringen. Es ist ein bisschen wie ein Teppich, wo viele, viele Fäden zusammengewoben werden und man vielleicht das Motiv erst später sieht. Aber ich kann nur bestätigen, dass alle diplomatischen Beobachter hier das auch besonders schätzen und beeindruckt sind davon, wieviel geschieht. Was den Erfolg betrifft, so muss man sehen, wie er kommt; aber der Beitrag wird geleistet. Die Kirche hat natürlich auch durch ein großes Netzwerk von Beziehungen in den Ländern, konkret über die Krisenregionen, über die man spricht, Ansprechpartner in einer Dichte, die sonst nicht leicht zu haben ist.“

(rv 08.10.2014 gs)









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