„Krieg ist Wahnsinn“:
Dieser Satz, den Papst Franziskus in Redipuglia an der Gedenkstätte für die Opfer
des I. Weltkriegs sprach, hat Österreichs Botschafter beim Heiligen Stuhl dazu bewogen,
in Rom eine Tagung über kirchliche Friedenspolitik einst und heute auszurichten. „Die
Waffen nieder! Lernen aus der Geschichte des Ersten Weltkriegs – Frieden zwischen
politischer Realität und Utopie“ fand an diesem Mittwoch im Österreichischen Kulturforum
in Rom statt. Anlässlich der Tagung sprachen wir mit Botschafter Alfons Kloss.
„Wir
wollten eine Bestandaufnahme machen nicht über die historischen Begebenheiten, die
Abläufe des Krieges, Dinge, die schon oft behandelt wurden, sondern wir wollen ganz
konkret uns der Frage widmen, warum war damals Friede nicht möglich, und welche Initiativen
hat es gegeben. Der zweite Teil gilt dem Thema Friede heute – wie kann man sich in
welchen Bereichen für den Frieden einsetzen. Man braucht heute nicht lange nachzudenken,
wie komplex und schwierig die Situation international ist mit Kriegen und Terrorakten.
Denn ich sehe dieses Symposion auch als Verstärkung der Botschaft dieses Papstes,
die er uns in Redipuglia so eindrucksvoll mitgegeben hat: Der Krieg ist Wahnsinn.“
Während des I. Weltkriegs regierte Papst Benedikt XV. Er gilt heute als
erster Friedenspapst. Die diplomatische Maschinerie war damals schon überraschend
artikuliert, noch sehr viel mehr ist sie das heute unter Papst Franziskus. Franziskus
hat von einem Dritten Weltkrieg gesprochen, der auf fragmentiertere Weise als damals
vor hundert Jahren heute am Wirken sei. Welche Macht hat real das diplomatische Wirken
des Papstes heute, um Kriege zu mildern oder gar nicht erst aufkommen zu lassen?
„Ich
glaube, sein Wort hat sehr großes Gewicht, sein Bild von dem Weltkrieg in Teilen ist
eines, das die Leute aufrütteln soll. Dass man nicht genug zur Kenntnis nimmt, wie
bedrohlich die Lage ist, zugleich wie ernst man die Lage nehmen muss, wie ernst jeder
der einzelnen Konflikte auch genommen werden muss im Versuch, für eine diplomatische
Friedenslösung voranzukommen. Ich denke, der Papst mit seinem starken Appell löst
auch eine Bewusstseinsentwicklung aus bei den Staaten - in der Öffentlichkeit ohnedies
-, dass hier mehr getan werden muss und dass die Bemühungen auch ein tägliches Unternehmen
sind. Der Friede fällt einem nicht in den Schoß, sondern, wie auch der Papst sagte:
Um den Frieden zu erreichen, müssen wir wie Handwerker arbeiten, uns Tag für Tag dafür
einsetzen. Das ist auch die Botschaft für die bemühten Diplomaten und Politiker, die
versuchen müssen, hier zu Lösungen zu kommen.“
Franziskus hat mehrere
Appelle gesetzt für Frieden. Was komplett im Stillen abläuft, ist die kleinteilige
Arbeit der Diplomatie. Für wie wirkmächtig halten Sie das, was hinter den Kulissen
an päpstlicher Diplomatie abläuft in Sachen Friedenspolitik?
„Persönlich
sehe ich aus meiner Erfahrung hier in Rom, dass die päpstliche Diplomatie überaus
wirkungsvoll ist; sie wirkt in vielen Bereichen hinter den Kulissen, und ich würde
sagen, das ist auch ihre Stärke. Wir leben in einer Gesellschaft, wo ansonsten in
der Öffentlichkeit vieles sich immer reflektieren muss in einer medialen Darstellung.
Hier hat der Heilige Stuhl eine besondere Situation, da er mit seiner eigenen Art,
die Sachen anzugehen, auch im Stillen, sehr bemüht ist und sehr deutlich wirkt um
die Friedensbemühungen voranzubringen. Es ist ein bisschen wie ein Teppich, wo viele,
viele Fäden zusammengewoben werden und man vielleicht das Motiv erst später sieht.
Aber ich kann nur bestätigen, dass alle diplomatischen Beobachter hier das auch besonders
schätzen und beeindruckt sind davon, wieviel geschieht. Was den Erfolg betrifft, so
muss man sehen, wie er kommt; aber der Beitrag wird geleistet. Die Kirche hat natürlich
auch durch ein großes Netzwerk von Beziehungen in den Ländern, konkret über die Krisenregionen,
über die man spricht, Ansprechpartner in einer Dichte, die sonst nicht leicht zu haben
ist.“