Verschiedene pastorale
Aktivitäten zum Thema Familie, und die Herausforderungen, vor denen die Familienpastoral
heute steht: Das waren die Themen der beiden vergangenen Generalversammlungen vom
Dienstag Nachmittag und Mittwoch Morgen (letztere wegen der Generalaudienz in Abwesenheit
des Papstes). Die Herausforderungen für die Familienpastoral waren auch am Montag
und Dienstag schon immer wieder benannt worden: Armut, Migration, Emigration, Gewalt
in verschiedensten Formen, Christenverfolgung, moderne Lebens- und Arbeitsbedingungen,
Polygamie, Sekten, Prostitution, Menschenhandel, Machismo und die Einflüsse der modernen
Welt mit ihren Individualismen und Materialismen, sie wurden immer wieder vor allem
aus der pastoralen Praxis heraus ausführlich behandelt, und sie bildeten das Schwergewicht
der Beratungen.
Zum ersten Mal in mehreren Beiträgen war auch das Ehenichtigkeitsverfahren
der Kirche Thema; es könne keine Lösung für alle Probleme sein, aber für die Paare,
die das betrifft, wäre es eine große Hilfe und für die Kirche eine Notwendigkeit,
wenn diese Verfahren, die eine Ehe für ungültig erklären und so eine sakramentale
Ehe möglich machen, vereinfacht und verkürzt würden. Dorthin gehört auch die Frage,
wie mit der Frage der kirchlichen Rechtsprechung im Rahmen der Ökumene, vor allem
mit der Orthodoxie, umgegangen wird: Verschiedene Kirchen kennen verschiedene kirchenrechtliche
Regeln, das schaffe einerseits Verwirrung, andererseits Reibungen, weil Ehen und Familien
verschiedener Konfessionen sozusagen dazwischen stehen.
„Wir können doch
gar nicht zurück“
Die Synodenteilnehmer berichteten immer wieder aus
ihrer eigenen Praxis, von pastoralen Initiativen in den Bistümern oder Gebieten der
Bischofskonferenz. Besonders traten dabei Aktionen hervor, die nicht für, sondern
von Familien getragen werden. So etwa Verbände oder Gemeinschaften von Ehepaaren,
die anderen Ehepaaren helfen. Solche Initiativen gelte es zu fördern, war der Tenor.
Was
auch deutlich wurde bei den Beratungen, war die unterschiedliche Bewertung des modernen
Freiheitsbegriffes. Sehen ihn einige als Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit und damit
als etwas Gutes, sehen ihn andere als Einfallstor für die Menschen gefährdende Ideologien.
In einigen Staaten auf der Erde versuchten Regierungen, über Gesetzgebung den Begriff
von „Familie“ zu ändern, das sei Ausdruck dieser Ideologien, die durch das Tor dieser
falsch verstandene Freiheit einfielen. Aber wir könnten doch gar nicht zurück, hieß
es von den Vertretern der ersten Linie, die Sehnsucht nach einer Vergangenheit helfe
nicht weiter, die Kirche müsse die positiven Seiten schätzen und prägen lernen.
Ein
weiteres Thema war der scheinbare Gegensatz von Pastoral und Lehre. Im Vorfeld der
Versammlung der Bischofssynode war immer wieder gesagt worden, man wolle die Lehre
nicht verändern, sondern pastoral sein. Dazu hieß es, dass die Lehre Ausdruck des
Willens und Auftrages Jesu sei, nichts was die Kirche sich erschaffen habe. Ein weiterer
Kommentar betonte, die Lehre müsse sich entwickeln.
Eine ganze Reihe weiterer
Themen möchte ich an dieser Stelle nur anreißen, um die Bandbreite dessen anzudeuten,
was genannt wurde: Die Frage der Verbindung der Glaubensschwäche der Moderne und der
Abnahme stabiler Ehen; Familie als Hauskirche; die Lehre Jesu über die Familie; geschiedene
Wiederverheiratete; die Evangelisierung und immer und immer wieder die Ehevorbereitung.
Wenig
Idealisierung, große Bandbreite
Die Synodenteilnehmer zeigen einen
großen Realismus, wenn es um das Thema Ehe und Familie geht, da ist wenig Idealisierung.
Gleichzeitig hört man viel Positives, viel Hoffnung, um es geistlich auszudrücken.
Realismus und Hoffnung, mit diesen beiden Worten lassen sich die Beratungen an diesen
beiden Tagen gut charakterisieren.
Die Stimmung ist ruhig und ohne Druck -
sicherlich auch ein Ergebnis der Entscheidung, nicht eine, sondern zwei Synoden samt
einem Jahr Zwischenzeit zu haben, darüber zu sprechen. So nehmen sich die Teilnehmer
Zeit, Erfahrungen zu sammeln, aus ihren Kirchen zu berichten, zu reflektieren und
zu sprechen. Noch greift die Dynamik einer Beratung in Gruppen nicht, aber das wird
sicherlich in der kommenden Woche in den Kleingruppen kommen. Bisher zeigt sich die
große Breite der Erfahrungen und Reflexionen zum Thema Pastoral und Familie.
Aus
der Synodenaula Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan.