Die Ökumene stand
im Mittelpunkt der Papstkatechese an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz. In seiner
Reihe über die Kirche appellierte Franziskus an die christlichen Konfessionen und
jeden einzelnen Gläubigen, sich Dialog und Begegnung zu öffnen. Bis heute seien in
der christlichen Gemeinschaft viele Konflikte sichtbar, klagte der Papst. Damit dürfe
man sich nicht abfinden:
„Viele haben sich mit dieser Teilung abgefunden
- auch innerhalb der katholischen Kirche, die im Laufe der Geschichte oft Grund für
Konflikte, Leiden, ja sogar Kriege war – das ist eine Schande! Auch heute zeichnen
sich die Beziehungen nicht immer durch Respekt und Freundlichkeit aus… Ich aber frage
mich: Wie verhalten wir uns gegenüber all dem? Haben auch wir aufgegeben? Sind wir
gleichgültig gegenüber dieser Trennung? Oder glauben wir fest, dass man in der Richtung
der Versöhnung und vollen Einheit weitergehen kann und muss, einer Einheit, die uns
alle zusammen am Blut und Leib Christi teilhaben lässt?“
Spannungen und
Trennungen im Christentum könnten ganz unterschiedliche Ursachen haben, führte der
Papst weiter aus:
„Von Divergenzen über dogmatische und moralische Prinzipien
und unterschiedliche theologische und pastorale Konzepte über Gründe der Politik und
Vorteilhaftigkeit bis hin zu Auseinandersetzungen, die von Antipathien und persönlichen
Bestrebungen herrühren… Eines ist sicher: Auf die ein oder andere Weise stehen hinter
diesen Wunden immer Hochmut und Egoismus, die Ursache jeder Uneinigkeit sind und die
uns intolerant machen, unfähig zum Zuhören und zur Akzeptanz desjenigen, der eine
andere Sichtweise oder Position hat als wir.“
Zwist zwischen Christen verletze
die Kirche und Christus, hielt Franziskus fest. So habe Jesus seine Jünger stets dazu
angehalten, einig zu sein, so der Papst mit Verweis auf das Gebet Jesu um die Einheit
und Geschlossenheit seiner Brüder, von dem das Johannesevangelium erzählt (vgl. Jh
17). Franziskus rief bei der Generalaudienz eindringlich zu einem Dialog auf, der
zur vollen Einheit der Christenheit führen könne. Wesentlich seien dabei das Gebet
um Einheit und eine Haltung der Offenheit gegenüber den anderen.
„Der Herr
bittet uns um eine neue Offenheit: Er bittet uns, uns nicht gegenüber Dialog und der
Begegnung zu verschließen, sondern all das Gültige und Positive anzunehmen, das uns
auch von demjenigen angeboten wird, der anders als wir denkt und der andere Standpunkte
hat. Er bittet uns, den Blick nicht auf das Trennende, sondern auf das Einigende zu
richten, und zu versuchen, Jesus besser zu kennen und zu lieben und den Reichtum seiner
Liebe zu teilen.“
Dies bedeute neben der Fähigkeit zur Vergebung sowie
dem Teilen von Gemeinschaft und Barmherzigkeit auch Liebe zur Wahrheit, so Franziskus.
Der Papst rief hier zu einem theologischen Austausch auf: „In allen Gemeinschaften
gibt es gute Theologen: Sie sollen diskutieren und die theologische Wahrheit suchen,
denn das ist eine Pflicht“, so der Papst. Sinnbild der Einheit sei die Kommunion,
hielt der Papst weiter fest. Und er ließ es sich nicht nehmen, an dieser Stelle auch
persönlich zu werden:
„Ich bin heute dem Herrn sehr dankbar, denn vor 70
Jahren habe ich die Erstkommunion empfangen! Die Erste Kommunion bedeutet, einzutreten
in Gemeinschaft mit den anderen, mit den Geschwistern unserer Kirche, doch auch mit
all jenen, die anderen christlichen Gemeinschaften angehören und an Gott glauben.“
In
seinen Grußworten an die deutschsprachigen Pilger würdigte der Papst die Teilnehmer
des internationalen Fackellaufs zum 100. Gründungstag der Schönstattbewegung, die
nach Rom gekommen waren. Der Papst entzündete am Ende der Generalaudienz die Fackel.
Der neuntägige und etwa 1.800 Kilometer lange Fackellauf führt von Rom zunächst nach
Pompeji und dann über die Schweiz nach Deutschland.