Vatikan stellt die kommende Synode zur Ehe- und Familienpastoral vor
Papst Franziskus will
mit den anstehenden Synoden zum Thema Familie einen „innovativen und authentischen
synodalen Weg“ gehen. Das sagte der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo
Baldisseri, an diesem Freitag bei einer Pressekonferenz zu den Besonderheiten und
Abläufen der Versammlung.
Dass Papst Franziskus Fragen rund um die Familie
aktuell als „besonders dringlich“ ansieht, zeige unter anderem die Form der Außerordentlichen
Generalversammlung, die recht kurzfristig einberufen werden kann, so Kardinal Baldisseri:
Das Thema der Familiensynode war in der Tat erst im Februar bei einem Konsistorium
im Vatikan bekanntgegeben worden. Um das Thema gründlich und längerfristig bearbeiten
zu können, seien zwei Versammlungen einberufen, so der Kardinal, sowohl die außerordentliche
Versammlung in diesem Jahr als auch die ordentliche Versammlung im kommenden Jahr.
Dass
es dabei inhaltlich um die Vielfalt im Bereich der Ehe und Familie geht, zeigt die
internationale Zusammensetzung der Teilnehmer und die Einladung von Laien als Experten
und Hörern: Von den insgesamt 191 Synodenvätern kommen 42 aus Afrika, 38 aus Amerika,
29 aus Asien, 78 aus Europa und vier aus Ozeanien. Davon wurden insgesamt 26 Teilnehmer
durch päpstliche Ernennung und drei durch Wahl zur Synode geladen. Insgesamt zwölf
Teilnehmer sind verheiratet beziehungsweise Eltern und können so aus erster Hand Erfahrungen
aus Ehe und Familie einbringen.
Außerdem fließen in die Arbeiten der Synodenväter
die Ergebnisse des Vatikan-Fragebogens zum Thema ein, der über die nationalen Bischofskonferenzen
im Vorfeld der Synode verbreitet wurde, erinnerte Kardinal Baldisseri weiter: Seelsorger,
Ordensleute, Laien und verschiedene kirchliche Bewegungen brächten darin ihre Sicht
auf die Familie und deren Herausforderungen heute zum Ausdruck. Durch dieses Instrument
hätten vielfältige Aspekte des Themas in den einzelnen Gemeinden eingebracht werden
können, lobte Baldisseri.
Der Sekretär der Bischofssynode sieht in der überwältigenden
Teilnahme an dieser Umfrage ein Indiz für „Freimut“ und Offenheit, mit der heute auch
kontroverse Seiten des Themas angesprochen werden. Und er zeigt sich zuversichtlich,
dass dieses Mitteilungsbedürfnis auch innerhalb der synodalen Arbeiten konstruktiv
eingebaut werde. Baldissseri: „Diese große Meinungsfreiheit wird auch die synodale
Generalversammlung charakterisieren, die sich sicher in einem Klima des Respektes
gegenüber jeder Position, der gegenseitigen Barmherzigkeit und mit einem authentischen
konstruktiven Sinn abspielen wird.“
Ein Dokument für die nächste Synodenversammlung
In
seinem Statement deutete Kardinal Baldisseri auch an, wie es nach der Versammlung
weiter gehen könnte. Normalerweise werden so genannte Propositiones, Vorschläge, erstellt,
die dann dem Papst übergeben werden. Für das Vorgehen dieser Versammlung denke man
aber daran, einen einzigen Text und nicht verschiedene Vorschläge zu erstellen, der
dann als Vorbereitungsdokument für die kommende Versammlung der Synode im Oktober
2015 dienen könne.
Der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet,
hatte gegenüber der italienischen Presse in dieser Woche noch Medienberichte über
einen Grabenkrieg der Synodenväter um Einzelfragen zurückgewiesen. Kardinal Baldisseri
rief die Synodenväter dazu auf, bei der Synode frei heraus zu sprechen: „Es ist wichtig,
sich klar und mutig zu äußern. Das eigene Denken mitzuteilen zeigt die Qualität des
Menschen und macht ihn verantwortlich vor Gott und den Menschen. Innerhalb eines Klimas
der Gelassenheit und der Ehrlichkeit sind die Teilnehmer dazu gerufen, nicht ihren
eigenen Standpunkt als exklusiv darzustellen, sondern zusammen nach der Wahrheit zu
suchen.“
Kardinal Baldisseri stellte an diesem Freitag auch kleine Abänderungen
im Arbeitsablauf und bei der Methodik der Synode vor. So seien die Synodenväter dazu
aufgerufen, ihre Redebeiträge und die Themen derselben vorab einzureichen. Bei der
Versammlung selbst sollten sie dann frei sprechen, jeweils vier Minuten lang. Bei
den Debatten folge man thematisch der Reihenfolge, die im Arbeitsinstrument zur Synode
vorgeschlagen sei, ergänzte der Kardinal weiter. Dabei geht es einerseits um eine
Rekapitulation lehramtlicher Festlegungen, um danach zu aktuellen und praktischen
Herausforderungen der Familie zu gelangen. Die Einzelfragen würden dann in der zweiten
Synodenwoche wie üblich in den einzelnen Arbeitsgruppen - den nach Sprachgruppen aufgeteilten
„circoli minores“ - behandelt, referierte Baldisseri weiter. Die Ergebnisse gingen
dann in das Abschlussdokument der Synode ein, das dem Papst übergeben werde.
Weiter
gab der Kardinal bekannt, dass es jeden Tag ein Pressebriefing geben werde, an dem
einige Synodenväter teilnähmen. Auch den Kurznachrichtendienst Twitter wolle man nutzen,
um „in Echtzeit“ Neuigkeiten zur Synode zu verbreiten.
Auftakt und Abschluss
ist eine Papstmesse im Petersdom
Auftakt der Dritten Außerordentlichen
Generalversammlung der Bischofssynode ist am kommenden Sonntag eine Papstmesse im
Petersdom, Radio Vatikan überträgt live mit deutschem Kommentar. Die eigentlichen
Arbeiten der Synode beginnen dann am Montag. Dauer und Teilnehmerzahl der Außerordentlichen
Generalversammlung sind im Vergleich zu einer Ordentlichen Generalversammlung reduziert:
Anwesend sind nur die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen, und die Arbeiten dauern
nur zwei Wochen. Abschluss der Sitzungen, die unter dem Titel „Pastorale Herausforderungen
der Familie im Kontext der Evangelisierung“ für zwei Wochen im Vatikan stattfinden,
ist eine weitere Papstmesse in der Petersbasilika am 19. Oktober. Bei der Abschlussmesse
spricht Franziskus zugleich den Konzilspapst Paul VI. selig. Paul VI. ist der Begründer
der Bischofssynode als ständiger Einrichtung.