Algerien: „Ich dachte nicht, dass das funktionieren könnte“
Eine „Schulung in
Toleranz“ würde man vielleicht an deutschen Schulen vermuten – aber nicht unbedingt
in Algerien. Doch in Algerien bringt der Orden der Afrikamissionare („Weiße Väter“)
regelmäßig junge Leute aus vielen Teilen Afrikas zu einer solchen Schulung zusammen:
Sie beschäftigen sich eine Woche lang mit aktuellen Themen, diskutieren in Workshops
und erleben gemeinsame Momente der Erholung. Schon viermal hat es die „Schulung in
Toleranz“ gegeben, und wie Pater José Cantal erzählt, zielt sie vor allem auf ein
besseres Miteinander von muslimischen und christlichen jungen Leuten.
„In
der Woche gibt es jeden Tag ein anderes Thema: zum Beispiel Menschenrechte, Ökologie,
Respekt gegenüber dem Nächsten…Es kommen auch Menschen und erzählen aus ihrem Leben
in Algerien, und jeden Tag gibt es eine einstündige Gebetspause. Die muslimischen
Teilnehmer gehen in einen Raum und die Christen in einen anderen. Nach dieser Stunde
kommt es dann zu einem spirituellen Austausch.“
Es sind Algerier in ihren
Zwanzigern und Dreißigern, die mitmachen; außerdem Studenten aus Burundi, Kamerun,
Guinea oder Bukina Faso. Hier entstehen Freundschaften und Beziehungen, die vorher
undenkbar waren. Rosine, eine neue Teilnehmerin der „Schulung inToleranz“, ist überrascht:
„Es
ist das erste Mal für mich, und ich dachte ursprünglich nicht, dass es funktionieren
könnte. Normalerweise liegt zwischen Muslime und Christen eine Art Wassergraben. Aber
hier geht es nicht um die Unterschiede, die uns trennen, wir haben hier einen Grund,
um uns kennenzulernen und zu vereinen. Es ist eine Erfahrung der Solidarität, der
Freundschaft, und man lernt hier neue Freunde kennen. Es ist beeindruckend, wie unsere
Unterschiede zu einer Harmonie werden und wie man sich mit Respekt kennenlernen kann.
Es ist unglaublich, außergewöhnlich!“
Die Weißen Väter sind eine katholische
Ordensgemeinschaft, die in 22 Ländern Afrikas im Dienste des Evangeliums tätig ist.
Ursprünglich wurde der Orden wurde vom damaligen Erzbischof von und späteren für
die Afrikamission gegründet. Die Mitglieder sollten sich in Sprache und Kleidung den
Menschen anpassen, ihre Kultur respektieren und eine bodenständige Kirche aufbauen.