Griechenland: Patriarchengipfel für Zusammenarbeit in Nahost
Eine bessere Zusammenarbeit aller christlichen Kirchen in der Türkei und in Nahost:
Das wünschen sich der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I.,
und der armenische Katholikos von Kilikien, Aram I. Die beiden Kirchenoberhäupter
trafen sich im griechischen Komotini. Bartholomaios besuchte Ende September vier ihm
unterstehende Kirchensprengel in Nordostgriechenland und hatte im thrakischen Komotini
eine Begegnung mit dem armenischen Katholikos Aram.
Zudem traf der Patriarch
auch mit den Verantwortlichen der örtlichen Muslimminderheit zusammen. Ihre Besserstellung
wurde erst kürzlich wieder vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als griechische
Gegenleistung für eine Wiedereröffnung der Patriarchatshochschule von Chalki gefordert.
Komotini war als Begegnungsort für den Patriarchengipfel gewählt worden, weil
Aram I. nicht in die Türkei einreisen darf. Kommentator sprachen zwar von einer „Überraschung“,
doch dürfte das Treffen von langer Hand vorbereitet worden sein. Das Zusammentreffen
wird im Rahmen eines Zusammenrückens von Griechisch- und Armenisch-Orthodoxen angesichts
der wieder härteren türkischen Religionspolitik unter Erdogan gesehen. Allzu lange
hatten sich Griechen und Armenier vom Sultan bzw. dann von Ankara gegeneinander ausspielen
lassen.
Bartholomaios, der Anfang November bei der Stiftung „Pro Oriente“
in Wien erwartet wird und Ende November in Istanbul voraussichtlich Gastgeber des
Papstes ist, sucht mit seinen nur noch wenigen tausend Gläubigen in der Türkei Unterstützung
bei anderen Kirchen. Eine zentrale Stelle nimmt dabei - neben der katholischen Kirche
- die immerhin noch 60.000 Christen zählende Armenisch-Apostolische Kirche ein.
Ein
großes Problem ist allerdings die Fraktionsbildung innerhalb der türkischen Armenier.
Sie sind in ein Erdogan-kritisches Lager um die armenische Wochenzeitung „Agos“ und
Befürworter der türkischen Führung unter dem Publizisten Markar Esayan gespalten.