Der neue niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil ist an diesem Montag von
Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Thema des Gesprächs war vor allem die
europäische Flüchtlingspolitik. Das sagte der SPD-Politiker, der in den letzten Monaten
turnusgemäß Präsident des Deutschen Bundesrates war, nach der Begegnung.
„Der
Papst hat daran erinnert, dass wir in Deutschland schon recht erfolgreich gewesen
sind bei der Integration von Einwanderern, und er hofft, dass Deutschland in dieser
Richtung weitermachen wird. Ich denke, das ist ein gutes Wort auch in Hinsicht auf
die aktuelle Diskussion, die wir in Deutschland haben.“
Der Deutsche Bundesrat
hat unter Weils Vorsitz vor zehn Tagen das Asyl- und Flüchtlingsrecht verschärft.
Drei Balkanstaaten wurden als „sichere Herkunftsländer“ eingestuft; dafür gab es Verbesserungen
bei den Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten von Flüchtlingen und Asylbewerbern in der
Bundesrepublik. Auf Einzelheiten des neuen Asylkompromisses gingen Papst Franziskus
und Ministerpräsident Weil in ihrem Gespräch nicht ein.
„Der Papst
meint, dass man die Tür nicht zuhalten kann, aber man muss sie klug öffnen. Das ist
vermutlich eine der wichtigsten Aufgaben der Staaten und ihrer Regierung, eine solche
kluge, europäische Flüchtlingspolitik zu entwickeln. Da kann man ihm nur zustimmen.“
Als Geschenk ein Briefwechsel Hannover-Peking
Weil
würdigte das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und Niedersachsen, dessen 50-Jahr-Feier
2015 ansteht. „Wir können wirklich sagen, die Zusammenarbeit zwischen der katholischen
Kirche und dem Land Niedersachsen ist ganz und gar problemfrei“, so der Politiker.
Das Treffen mit Franziskus sei ein „ganz besonderer Höhepunkt“ seiner Amtszeit als
Bundesrats-Präsident gewesen.
„Wir haben uns auch über die europäische
Kultur unterhalten. Der Papst hat den eindringlichen Appell an Europa, nicht seine
abendländische Kultur außer Acht zu lassen und darüber weiter nachzudenken... Wir
haben uns ... auch unterhalten über die unglaubliche Geschwindigkeit, die Kommunikation
heute durch das Internet bekommen hat, und dass die europäische Kultur auch eine Kultur
des Nachdenkens und der Reflektion ist. Dazu passt gut mein Geschenk, dass ich heute
dem Papst gegeben habe: Es ist ein Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibnitz mit
einem Jesuitenpater in Peking. Damals hat ein Brief von Hannover nach Peking noch
mehrere Jahre benötigt. Das passte sehr gut zu unserem Gespräch. Das waren definitiv
andere Zeiten, aber vielleicht kann man in mancherlei Hinsicht davon lernen.“
Weil,
der frühere Oberbürgermeister von Hannover, ist seit Februar 2013 Ministerpräsident
von Niedersachsen.