200 Jahre Wiederherstellung des Jesuitenordens: Zeugnis von Hoffnung und Kreativität
Zeiten der Not und
Sorge voller Zuversicht und Hoffnung durchleben: Mit dieser Botschaft gedachte Papst
Franziskus an diesem Samstag in einer Vesper, gemeinsam mit seinen Mitbrüdern aus
dem Jesuitenorden, der Wiedererrichtung des Ordens vor genau 200 Jahren .
Über
200 Jahre nach seiner ursprünglichen Errichtung war der Orden 1773 aufgelöst worden.
Jahrzehntelang war der Orden zuvor Verfolgungen ausgesetzt, so der Papst, aber das
Verhalten der Jesuiten und ihres Generaloberen Pater Lorenzo Ricci sei vorbildlich
gewesen:
„In Zeiten von Not und Unruhe erhebt sich immer eine ganze Wolke
von Zweifel und Leiden, und es ist nicht einfach, vorwärts zu gehen, den Weg weiter
zu gehen. Schwierige Zeiten und Zeiten der Krise sind vor allem voller Versuchungen:
stehen bleiben und Ideen debattieren, sich in Trostlosigkeit führen lassen, sich darauf
zu konzentrieren, dass man verfolgt wird und nichts anderes zu sehen. Beim Lesen der
Briefe von Pater Ricci ist mir etwas aufgefallen: er hatte die Fähigkeit, sich nicht
von diesen Versuchungen fesseln zu lassen. Er hat den Jesuiten in Zeiten der Not eine
Vision der Dinge gegeben, die sie noch mehr in der Spiritualität der Gesellschaft
Jesu hat verwurzeln lassen.“
Dies sei die Spiritualität des Dienstes für
Jesus Christus zur größeren Ehre Gottes. Ein Jesuit sei jemand, der durch sein Verhalten
nicht zur zeige, was er glaube, sondern auch, auf wen er in schwierigen Zeiten
seine Hoffnung setze, so Papst Franziskus.
„Es ist niemals die scheinbare
Ruhe, die unser Herz beruhigt, sondern nur der echte Frieden, der eine Gabe Gottes
ist. Man darf nie den leichten „Kompromiss“ suchen oder falschen „Irenismen“, falschen
Friedfertigkeiten nachgeben. Nur die Unterscheidung des Willens Gottes errettet uns
vor der wirklichen Entwurzelung, vor der „Unterdrückung“ des Herzens, also dem Egoismus,
der Weltlichkeit, dem Verlust unseres Horizontes, unserer Hoffnung, die Jesus ist,
und die nur Jesus ist.“
Mitte des 16. Jahrhunderts war der Orden von einer
Gruppe junger Männer um Ignatius von Loyola gegründet worden. 1540 erfolgte die erste
offizielle Zulassung. 200 Jahre später 1773 wurde der offiziell „Gesellschaft Jesu“
heißende Orden von Papst Clemens XIV. aufgehoben. Schon seit ihrer Gründung hatten
die Jesuiten Kontroversen ausgelöst, besonders im 18. Jahrhundert übten die Regierungen
Portugals, Spaniens und Frankreichs Druck auf den Papst auf, den Orden aufzulösen.
Papst Clemens musste diesem Druck schließlich nachgeben.
„Das Vertrauen
wächst, wenn uns die Umstände zu Boden werfen. Für Pater Ricci und die Gesellschaft
[Jesu] war es wichtig, dass sie bis zuletzt dem Geist ihrer Berufung treu waren, der
größeren Ehre Gottes und der Rettung der Seelen. Die Gesellschaft [Jesu] ist bis zuletzt
demtreu geblieben, für das sie gegründet war. Deswegen endet Pater Ricci mit
einer Ermahnung, den Geist der Nächstenliebe lebendig zu halten, den Geist der Einheit,
der Geduld, der evangelischen Einfachheit, der echten Freundschaft mit Gott. Alles
Übrige ist Weltlichkeit.“
Vierzig Jahre nach der Unterdrückung des Ordens
wurde der Jesuitenorden dann 1814 durch Papst Pius VII. wiedererrichtet. Der Papst
war im September 1814 in die Jesuitenkirche Il Gesù gekommen, um am Altar des
Gründers Ignatius die Messe zu feiern; etwa 100 alte Jesuiten waren damals dabei.
Dieser Feier gedachten in Rom die Jesuiten um Papst Franziskus.
„Die von
meinem Vorgänger Papst Pius VII. wiederhergestellte Gesellschaft [Jesu] bestand aus
mutigen und demütigen Männern, sie gaben Zeugnis von der Hoffnung, der Liebe und von
apostolischer Kreativität, der Kreativität des Geistes. Pius VII. schrieb, dass er
die Gesellschaft [Jesu] wiedererrichten wolle um „auf angemessene Weise den geistlichen
Bedürfnissen der christlichen Welt ohne Unterschied von Volk und Nation zu entsprechen“.
Deswegen gab er den Jesuiten die Vollmacht, wieder „eins zu sein in einem Leib“. Möge
die Gesellschaft [Jesu] immer ein einziger Leib sein!”