2014-09-25 08:54:00

D: „Nicht nur Rampen zur Kirchentür bauen“


Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln fordert noch mehr Inklusion von Behinderten in der deutschen Gesellschaft. Es sei „grundsätzlich gut so“, dass viele Kinder mit Behinderung heute in die Regelschule eingeschult“ würden, sagte Woelki in seiner Predigt auf der Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe an diesem Donnerstag in Fulda. Aber mit solchen Inklusionsbemühungen sei es noch nicht getan. Der Kardinal wörtlich: „Inklusion heißt auch, dass sie nicht nur ein hochgestecktes Ziel sein darf, sondern konkret erfahrbar sein muss für die Betroffenen und die ganze Gesellschaft. Trotz vieler Fortschritte lebten in den vergangenen Jahrzehnten viele Menschen mit Behinderung in einer Sonderwelt – vom Förderkindergarten bis hin zur Sonderschule. Trotz aller Inklusionsbestrebungen werden die Chancen für Menschen mit Behinderung immer schlechter auf dem Arbeitsmarkt. Hier muss dringend mehr getan werden!“

Menschen mit Behinderung seien heute außerdem damit konfrontiert, „dass durch die pränatalen Tests Behinderung immer mehr als ,vermeidbares Übel' gilt“, so der Kölner Erzbischof. Mittlerweile könnten durch „vermeintlich harmlose Bluttests“ schon in der frühen Schwangerschaft Merkmale für eine mögliche Beeinträchtigung festgestellt werden. „Exklusion und Inklusion sind in unserer Gesellschaft zwei parallele Wirklichkeiten“, so Woelki. Und genau in diesem Zwiespalt stünden auch Frauen und Paare, „die mit einer solchen Diagnose für ihr ungeborenes Kind konfrontiert sind“.

Die Kirche biete in diesem Bereich schon „viel Hilfe“ an, fuhr Kardinal Woelki fort. „Aber nicht nur einmal haben mir Eltern mit einem behinderten Kind erzählt, dass sie höflich gebeten wurden, doch statt des normalen Gottesdienstes lieber Spezialangebote im Bistum zu nutzen, damit die Kinder nicht stören.“ Der Erzbischof wörtlich: „Inklusion heißt nicht nur Rampen zu den Kirchtüren zu bauen... Inklusion bedeutet, dass sich unsere Gemeinden, kirchlichen Schulen und Einrichtungen für Familien mit diesem Thema aktiv auseinander setzen müssen. Inklusion fängt also bei uns selbst an! Wir können Eltern nur dann in ihrer Entscheidung für ein ungeborenes Kind mit Behinderung unterstützen, wenn wir sie dann nach der Geburt nicht alleine lassen.“

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Das Foto zeigt den maltesischen Sportler Jonathan Camilleri bei einem Sportereignis in Antwerpen im September 2014. Er lebt mit einer Behinderung.

(rv 25.09.2014 sk)








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