Papst an Bischöfe: „Das Geheimnis nicht für selbstverständlich halten“
„Haltet das Geheimnis, für das ihr steht, nie für selbstverständlich, und verliert
nicht das erste Staunen über den Plan Gottes.“ Das hat Papst Franziskus an diesem
Donnerstag neugeweihten Bischöfen aus aller Welt geraten. Bei einer Audienz für sie
im Vatikan mahnte der Papst, sie sollten nicht zulassen, dass die Gaben, die sie empfangen
hätten, sich mit der Zeit „abnutzen“. Die Bischöfe gehörten „auf stabile Weise“ zur
„Herde“, das sei der Ausgangspunkt „jeder echten Reform der Kirche Christi“. Franziskus
wörtlich: „Bitte seid keine Bischöfe mit Verfallsdatum!“ Es sei ausgesprochen „wichtig,
nicht die heilende Kraft zu blockieren, die aus der Gnade kommt, die ihr empfangen
habt“.
Bischöfe sollten sich „nicht durch die Zahl der Medien, über die sie
verfügen“, auszeichnen, „sondern durch den inneren Raum, den sie anbieten, um Menschen
und ihre konkreten Bedürfnisse in sich aufzunehmen“. Diesen Menschen müsse „die Ganzheit
und Großzügigkeit der kirchlichen Lehre“ vermittelt werden „und nicht ein Katalog
von Vorwürfen“. „Und bitte, verfallt nicht in die Versuchung, eure Freiheit zu opfern,
indem ihr euch mit einem Hof oder mit zustimmenden Chören umgebt.“
Gespräch
mit Tsipras
Ebenfalls beim Papst waren an diesem Donnerstag Bischöfe
aus Elfenbeinküste. Franziskus bat sie, „angesichts der schweren Spaltungen“ die „Brüderlichkeit“
in ihrem Land wieder aufzubauen. Dabei sollten sie sich allerdings von „persönlicher
Parteinahme in politischen Streitigkeiten“ fernhalten. Jeder müsse in Elfenbeinküste
„seinen Platz haben“, trotz aller „Unterschiede und Widersprüche“.
Privat
beim Papst war an diesem Donnerstag außerdem der griechische Politiker Alexis Tsipras,
Vizepräsident der Europäischen Linken. Bei dem informellen Gespräch, das nicht in
der offiziellen Audienzliste von Franziskus auftauchte, ging es um soziale Fragen.
Vatikansprecher Federico Lombardi betont, das Treffen habe „keinerlei politische Relevanz
gehabt“. Griechische Medien hatten der Begegnung des Papstes mit dem Linkspolitiker
breite Aufmerksamkeit gewidmet.
Begleitet wurde Tsipras von dem österreichischen
Kommunisten Walter Baier, der einen Think-tank leitet. Baier hat mehrfach am „Vorhof
der Völker“, einer Vatikaninitiative zum Gespräch mit Nichtglaubenden, teilgenommen.
Die Europäische Linke führt einen intensiven Dialog mit der katholischen Fokolarbewegung.
Der Fokolare Franz Kronreif war ebenfalls beim Treffen mit dem Papst dabei.