2014-09-12 11:50:55

D/Nigeria: Boko Haram unerbittlich auf dem Vormarsch


RealAudioMP3 Mindestens 650.000 Menschen sind in Nigeria seit Beginn diesen Jahres vor dem Terror des islamistischen Sekte Boko Haram geflohen. Das schätzen die Vereinten Nationen. Ein Ausmaß, das mit dem Elend im Irak zahlenmäßig durchaus mithalten kann. Auf Hilfe der internationalen Gemeinschaft in Nigeria wagt die katholische Kirche des afrikanischen Krisenstaates kaum zu hoffen. Sie würde sich schon damit zufrieden geben, wenn man das immer undurchschaubarer werdende Netz von Boko Haram hier und da durchtrennen könnte. Erzbischof Ignatius Kaigama von Jos sagte dazu im Interview mit Radio Vatikan:

„Eine große Hilfe, die die internationale Gemeinschaft meiner Ansicht nach geben könnte, wäre Boko Haram aufzuhalten, indem man den Weg der Waffen unterbricht: Ohne Zweifel wird die Gruppe mit diesen aus dem Ausland versorgt. Und wie es ist möglich, dass Boko Haram ausgefeiltere Waffen hat als das reguläre nigerianische Heer? Es müssen Personen oder Länder dahinter stecken, die der Gruppe von außen helfen, diese Gewalt fortzusetzen. Die internationale Gemeinschaft kann das stoppen, indem man sich des Wissens bedient, das die Sicherheitsdienste über Boko Haram und über den Terrorismus im Irak sammeln. Wo ein Wille ist, ist ein Weg – dann könnte man Boko Haram aufhalten.“

Der nigerianischen Regierung und den Sicherheitskräften des Landes ist es bisher nicht gelungen, den Vormarsch von Boko Haram in Nigeria zu stoppen. Auch von den 219 entführten Schulmädchen aus Chibok fehle weiter jedes Lebenszeichen, beklagte an diesem Freitag die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die der Landesführung Versagen im Kampf gegen die Extremisten vorwarf. Die Menschenrechtsorganisation bestätigt eine zunehmende Verbesserung der militärischen Ausrüstung Boko Harams, wie sie auch Erzbischof Kaigama anspricht. Das Schicksal der entführten Mädchen sei typisch für die Lage der Zivilbevölkerung, so GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius: „Nord-Nigeria droht ein Flächenbrand wie im Norden des Irak.“ Wenn Nigerias Politik auf die Herausforderung Boko Haram nicht endlich glaubwürdig antworte, könnte die Terrorgruppe „zu einer akuten Bedrohung für den Fortbestand von Westafrika bedeutendstem Staat werden“. Erzbischof Kaigama appelliert im Interview mit Radio Vatikan direkt an die Terroristen:

„Den so wichtigen Aufruf, den ich an Boko Haram möchte: dass sie Mitleid mit den entführten Mädchen haben. Und das sie mit der Grausamkeit aufhören, die sie ins Land bringen: das ist nicht menschlich. Das ist kein Gotteswerk, sie sagen, sie tun es für den Islam, für Gott, aber das ist nicht authentisch.“

Die Kämpfer der Sekte sind laut Angaben von Beobachtern nicht mehr nur mit Geländewagen unterwegs, sondern setzten Schützen- und Kampfpanzer sowie schwere Waffen ein. Die Terrorgruppe konnte laut GfbV seit Juli dieses Jahres im Bundesstaat Borno sieben Städte einnehmen. Bis auf 70 Kilometer soll sie sich der Millionenstadt Maiduguri genähert haben, in der Hunderttausende Flüchtlinge aus Nord-Nigeria Zuflucht gefunden haben.


(rv/gfbv/kna 12.09.2014 pr)








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