Ein Christ schaut
nicht nur auf sich selber, sondern richtet sein Leben immer auf seine Geschwister
aus. Daran erinnerte der Papst in der Frühmesse von diesem Donnerstag in der Casa
Santa Marta. „Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch
wo ihr nichts dafür erhoffen könnt“, heißt es im Tagesevangelium. Franziskus:
„Da
mag der eine sagen, Pater, ich kann das nicht! – Wenn du dich nicht dazu in der Lage
fühlst, dann ist das dein Problem, doch der christliche Weg sieht das nun einmal vor.
Das ist der Weg, den uns Jesus vorgelebt hat. Was kann ich mir davon hoffen? Nun,
folgt dem Weg Jesu, der die Barmherzigkeit ist, seid selber barmherzig wie euer Vater
es ist. Denn nur ein barmherziges Herz kann auf die Ratschläge des Herrn hören. Das
Leben eines Christen ist nicht selbstbezogen, sondern ein Christ widmet sein Leben
den Mitmenschen. Der Gläubige ist ein Geschenk, also ein Liebeszeichen, und diese
Liebe kann sich nicht auf sich selber beziehen. Diese Liebe kann nicht egoistisch
sein, im Gegenteil: Sie gibt alles.“
Jesus habe auch gelehrt, nicht über
andere zu richten. Viele – auch Christen – glaubten hingegen, dass sie „von Gott als
Richter ausgewählt wurden“, so der Papst. Jeder müsse dazu bereit sein, dem anderen
zu verzeihen.
„So ist das christliche Leben. Da mag wieder jemand sagen:
aber Pater, das ist doch eine Dummheit! Der Apostel Paulus hat – wie wir in den vergangenen
Tagen gehört haben – von der Torheit des Kreuzes gesprochen, die nicht mit dem Wissen
der Welt zu tun hat. In gewisser Weise bedeutet das für uns, dass wir Christen dumm
werden müssten, das heißt wir müssten einfache Menschen werden, die nicht schlau gegenüber
den anderen sein sollten. Das mag uns als Nachteil für unser Leben erscheinen, aber
das ist gut so.“
Der Papst erinnerte abermals daran, dass Christsein ein
Geschenk Gottes sei und nicht „mit eigenen Kräften“ erreicht werden könne.
„Und
da möchte ich ein tägliches Gebet ans Herz legen: Herr, gib mir die Güte, ein guter
Christ, eine gute Christin zu sein, weil ich es selber nicht schaffe! Das hört sich
vielleicht erschreckend an, aber bitten wir doch alle den Herrn darum, weil wir es
in der Tat alleine nicht schaffen können.“