2014-09-10 11:37:24

Papst: Mutter Kirche lehrt mit dem Beispiel der guten Tat


RealAudioMP3 Mit welchen Mitteln lehrt „Mutter Kirche“ Barmherzigkeit? Sie geht mit guten Taten voran. Das war Franziskus‘ Botschaft an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. In seiner Katechese ging es um die Natur der Kirche, ein Thema, das der Papst bereits in der vergangenen Woche vertieft hatte.

„Kann es einen Christen geben, der nicht barmherzig ist? Nein. Der Christ muss notwendigerweise barmherzig sein, denn das ist das Zentrum des Evangeliums. Und die Kirche verhält sich wie Jesus. Sie hält keine theoretischen Lektionen über Liebe und Barmherzigkeit. Sie verbreitet keine Philosophie in der Welt, einen Weg der Weisheit… - Sicher, das Christentum ist auch all das, doch als Konsequenz, als Reflex. Mutter Kirche lehrt mit dem Beispiel, so wie Jesus, und Worte dienen dazu, die Bedeutung ihrer Gesten zu erleuchten.“

Es reiche nicht, nur die zu lieben, die uns lieben, oder denen Gutes zu tun, die uns Gutes tun, so Franziskus. Um die Welt zu verbessern, sei es nötig, denen Gutes zu tun, die nicht in der Lage sind, es zurückzugeben. Die Barmherzigkeit könne alle Mauern überwinden, sie verändere jeden, der sie durch seine Taten weitergebe. „Und jeder von uns ist dazu in der Lage“, so der Papst. Barmherzigkeit bedeute einerseits, sich um Bedürftige zu kümmern – ganz konkret zum Beispiel, den Armen zu essen und zu trinken zu geben, und die Fürsorge für Menschen, die krank und einsam seien, fuhr Franziskus fort. Als leuchtendes Beispiel nannte Franziskus hier Mutter Teresa. Ihr Einsatz auf den Straßen von Kalkutta sei Vorbild auch für eine menschenwürdige Kultur des Sterbens, so Franziskus:

„Sie sagten ihr: ,Mutter, das ist verlorene Zeit.’ Sie aber las auf der Straße die Sterbenden auf, über die schon die Ratten herfielen. Sie nahm sie mit nach Hause, damit sie sauber, ruhig und umsorgt sterben konnten. Sie gab ihnen den letzten Abschied. So viele Männer und Frauen tun es ihr gleich. Sie warten auf sie, um ihnen die Tür des Himmels zu öffnen. Man muss den Menschen dabei helfen, in Frieden zu sterben.“

Der Papst würdigte hier den Einsatz von Menschen, die Beistand in Alten- und Krankenhäusern spendeten oder sich um eigene bedürftige Familienmitglieder zu Hause kümmerten. Barmherzigkeit bedeute aber auch, andere nicht vorschnell abzuurteilen, führte der Papst weiter aus. Und er nannte als Beispiel Häftlinge im Strafvollzug.

„,Aber Pater, nein, das ist doch gefährlich, das sind böse Leute!’ ist über diese Menschen oft zu hören. – Dabei ist jeder von uns dazu fähig. Hört gut zu: Jeder von uns ist dazu fähig, dasselbe zu tun, was dieser Mann oder diese Frau getan hat, die im Gefängnis sitzen! Wir sind alle dazu fähig zu sündigen und zu irren im Leben. Diese Menschen sind nicht böser als du oder ich! Barmherzigkeit überwindet jede Mauer, jede Grenze, und sie bringt dich dazu, immer das Gesicht des Menschen zu sehen. Es ist die Barmherzigkeit, die das Herz verändert und das Leben, die eine Person regenerieren kann und ihr erlauben kann, sich auf neue Weise in die Gesellschaft einzufügen.“

Den verfolgten Christen im Nahen Osten machte der Papst bei der Generalaudienz Mut. An die Pilger arabischer Sprache gerichtet sagte er: „Der Herr belohnt euren Glauben, er schenkt euch Mut im Kampf gegen die Kräfte des Bösen.“ Jenen, die vom Bösen besessen seien, möge Gott die Augen öffnen, damit sie das Licht der Wahrheit erkennen und ihre Fehler bereuen könnten.

Bei seiner Generalaudienz lobte der Papst ein Buch des emeritierten deutschen Kurienkardinals Walter Kasper über die Barmherzigkeit. Er habe es vor kurzem gelesen und es habe ihm „viel Gutes gebracht“, so der Papst am Mittwoch auf dem Petersplatz. Der Deutsche sei „ein fähiger Theologe, ein guter Theologe“. Vor mehreren Zehntausend Pilgern und Besuchern fügte der Papst hinzu: „Aber glaubt nicht, dass ich Werbung für die Bücher von Kardinälen mache.“ Kaspers Werk „Barmherzigkeit - Grundbegriff des Evangeliums - Schlüssel christlichen Lebens“ ist in diesem Jahr in Deutschland in vierter Auflage erschienen. Darin äußert sich der Kardinal auch zur Frage des Umgangs mit wiederverheiratet Geschiedenen. Schon bei früheren Gelegenheiten hatte Franziskus seine besondere Wertschätzung für das theologische Denken Kaspers ausgedrückt.
Vor der Audienz begrüßte der Papst in der Audienzhalle eine Gruppe von Menschen mit Behinderung und Kinder, die unter Albinismus leiden. Er bat sie darum, für ihn zu beten.


(rv/kna 10.09.2014 pr)







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