Der fehlende Mut des Westens, eine Trennung zwischen Staat und Religion einzufordern,
hat erheblichen Anteil an einem wachsenden Fundamentalismus und an Konfessionsstreitigkeiten
im Nahen Osten. Das ist die Einschätzung des syrisch-katholischen Patriarchen Ignatius
Joseph III. Younan. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur an seinem Amtssitz
im libanesischen Charfeh am Mittwoch zeigte sich Younan enttäuscht von der Politik
des Westens. Die Christen fühlten sich nicht nur alleingelassen, sondern auch verraten.
Entschieden wandte sich der Patriarch auch gegen westliche Waffenlieferungen für die
syrische Opposition. Fakt sei, dass „Waffen, die an sogenannte moderate Gruppen geliefert
werden, am nächsten Tag in den Händen der Radikalen“ seien.
Klare Trennung
von Religion und Staat notwendig Younan wandte sich gegen eine Einmischung
der Politik in christliche Angelegenheiten, forderte aber gleichzeitig die internationale
Gemeinschaft zum Schutz der Christen in der Region auf. Der Westen habe nicht den
nötigen Mut und die nötige Weitsicht gehabt, von arabischen Ländern mit muslimischer
Mehrheit eine klare Trennung von Religion und Staat zu fordern. Solange diese Trennung
nicht vorhanden sei, gebe es für Minderheiten wie die Christen in diesen Staaten keine
Sicherheit, so Younan. Was die Christen im Irak und in Syrien jetzt bräuchten, seien
Gebet und „das Recht, in Würde in unserer Heimat zu leben, wie alle anderen Minderheiten“.